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SICRAL 1
Satellit vom Typ Skynet 4

Zwei militärische Kommunikationssatelliten hatte eine Ariane-​44 L H10-​III an Bord, die am 07.02.2001 vom Raumfahrtzentrum Kourou in Französisch Guyana abhob. Unter der Nutzlastverkleidung befanden sich der italienische SICRAL 1 und, innerhalb der SPELDA Doppelstartverkleidung, der britische Skynet 4 F. Telemetrieprobleme mit dem Skynet Satelliten hatten den Start zuletzt noch um ca. eine halbe Stunde verzögert, nachdem der ursprünglich bereits für den 03.02.2001 geplante Start schon wegen Problemen mit der Rakete um drei Wochen verschoben worden war. In dieser Zeit waren sechs Servomotoren am Erststufentriebwerk getauscht worden, weil bei einem Test im Herstellerwerk mit einem anderen Satz Servos unzulässige Abweichungen beobachtet worden waren. Nun aber gelangten die Satelliten reibungslos auf die projektierten Transferbahnen. SICRAL (Sistema Italiano per Comunicazioni Riservate ed Allarmi, dt. svw. italienisches System für geheime Kommunikation und Notlagen) war vom SITAB Konsortium unter Leitung von Alenia Spazio und unter Beteiligung von BPD FIAT Avio (20%) und Telespazio (10%) gebaut worden. Dabei konnte man auf die Erfahrungen aus dem Italsat Programm zurückgreifen. Der 3-​Achsen-​stabilisierte SICRAL 1 verfügte über neun Transponder für das SHF– (5×), UHF– (3×) und EHF-​Band (1×). Diese ermöglichten eine abhörsichere Kommunikation nach militärischen Standards. Stationiert wurde SICRAL 1 über 16,2° Ost. Im Jahr 2006 unterzeichnete das italienische Verteidigungsministerium (Ministero della Difesa) einen Vertrag über die Beschaffung eines zweiten SICRAL 1 Satelliten bis zur Indienststellung des neueren SICRAL 2 im Jahr 2011/12. Für den Bau von SICRAL 1 B konnte das SITAB Konsortium auf die bereits vorgefertigten Komponenten zurückgreifen, die für den Fall eines Fehlstarts des ersten SICRAL eingelagert worden waren. Im Oktober 2006 geriet SICRAL 1 vorübergehend außer Kontrolle, konnte aber stabilisiert werden und im Dezember 2006 wieder seinen Dienst aufnehmen. Als Ursache des Zwischenfalls wurde eine heftige solare Aktivität ausgemacht. Zur zukünftigen Vermeidung eines ähnlichen Ereignisses modifizierte man die Software des Satelliten. Anfang Dezember 2014 wechselte SICRAL 1 im Rahmen einer Vereinbarung mit Luxemburg auf 21,5° Ost. Dort sollte Astra 2G zukünftig Dienste für die sichere militärische Kommunikation im X– und Ka-​Band anbieten. Doch hatte sich dessen Start auf Ende Dezember 2014 verzögert, so daß das Anrecht auf die 21,5° Ost Orbitalposition am 18.12.2014 zu verfallen drohte. Gerade noch rechtzeitig drei Tage vor dieser Deadline konnte die SES der Regulierungsbehörde die Aufnahme des Sendebetriebs melden…
Der britische Skynet 4 F war dagegen nicht nur der letzte Satellit aus der bewährten Skynet 4 Serie, sondern auch nach zwanzig Jahren der letzte, der auf dem erfolgreichen ECS Bus von British Aerospace basierte. Inzwischen vom Astrium Konzern gefertigt, brachte der letzte Satellit rund 500 kg mehr auf die Waage, als sein Urahn. Skynet 4 F verfügte über vier SHF-​, zwei UHF– und zwei C-​Band Transponder. Das britische Verteidigungsministerium verstärkte mit dem Satelliten, der auf Positionen zwischen 1° West und 6° Ost operierte, seine Kapazitäten zur geschützten taktischen Kommunikation. Ungewöhnlich war allerdings, daß der Satellit monatelang zwischen 1° und 16° West driftete, kurz stationär wurde, und dann wieder auf frühere Positionen zurückkehrte. Das Verhalten war auch für Experten unerklärlich und deutete auf ein technisches Problem hin. Schließlich nahm er aber über 5° West seinen Betrieb auf. Im Spätsommer 2007 wechselte Skynet 4 F auf die neue Orbitalposition 34° West. Ende 2019 erfolgte die Außerdienststellung auf einem „Friedhofsorbit“ — lange nach Überschreitung der garantierten Lebensdauer von sechs(!) Jahren.