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Start von ROCSAT 2
der Ausbruch des Eyjafjallajökull (Oktober 2010) auf einer Aufnahme von ROCSAT 2

Taiwans zweiter Satellit, ROCSAT 2 (Republic of China Satellite), erreichte nach mehr als einem halben Jahr fortwährender Terminverschiebungen am 20.05.2004 endlich seine Umlaufbahn. Trägerrakete war eine Taurus-3210, Startort die Vandenberg AFB. Den Auftrag zum Bau von ROCSAT 2 hatte die deutsche DASA Tochter Dornier erhalten, wo man mit dem kleinen Satelliten, dem ersten auf Basis des neuen Leostar-​500-​XO Busses (eigentlich eine Matra Marconi Space Entwicklung), den Einstieg in den Markt der Erderkundungssatelliten wagte. Ende 1999 schien das ganze Projekt aus politischen Gründen aber bereits gescheitert zu sein, da die Bundesregierung verlauten ließ, daß man die notwendige Ausfuhrgenehmigung mit Rücksicht auf die Beziehungen zur Volksrepublik China nicht erteilen wolle. Wohl auch die Internationalisierung der Raumfahrtindustrie, Dornier ging im deutsch-​französischen Konzern EADS Astrium auf, trug dazu bei, daß diese Hürden überwunden werden konnten. Auch technische Probleme konnten ausgeräumt werden. Denn der kleine kompakte Satellit beinhaltete eine Reihe innovativer Lösungen. So kam bei ROCSAT 2 erstmals das RSI (Remote Sensing Instrument) Fernerkundungsinstrument aus 100% Siliziumkarbid zum Einsatz. Das Kamerasystem war in der Lage, monochrome Aufnahmen von bis zu 2 m Auflösung und Multispektralaufnahmen (vier Spektralbänder: blau, grün, rot, NIR) von 8 m Auflösung zu liefern, jeweils mit einem Bildausschnit von 24×24 km. Neben seiner Funktion als Erderkundungssatellit für die NSPO (National Space Organisation) hatte ROCSAT 2 auch noch eine wissenschaftliche Mission zu absolvieren. Dazu war der Satellit mit dem Instrument ISUAL (Imager of Sprites: Upper Atmospheric Lighting) ausgerüstet. Damit sollten erstmals global sogenannte „Sprites“, ungewöhnliche Lichtblitze, die in Höhen zwischen 35 und 95 km auftreten, beobachtet werden. Nach der erfolgreichen Inbetriebnahme der Systeme des Satelliten wurde dieser im Dezember 2004 in Formosat 2 umbenannt. Zur Vermarktung der Erderkundungsdaten schloß die NSPO einen Vertrag mit SPOT Image. Obwohl bereits im Jahr 2013 eines der vier Reaktionsräder zur Ausrichtung des Satelliten versagte, verlief die weitere Mission von Formosat 2 äußerst erfolgreich. Vor allem bei zahllosen Naturkatastrophen im In– und Ausland lieferte der Satellit wertvolles Bildmaterial. Doch als im Juni 2016 ein weiteres Reaktionsrad versagte und alle Versuche es wieder in Betrieb zu nehmen scheiterten, läutete das das Ende der Mission ein. Am 19.08.2016 erfolgte die formale Außerdienststellung.