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Start von MTSAT 2
Startvorbereitungen bei MTSAT 2

Ein Jahr nach dem ersten geglückten Start eines japanischen Multifunktionssatelliten MTSAT (Multi-​functional Transport Satellite) bereitete die Raumfahrtbehörde JAXA gemeinsam mit der Japan Meteorological Agency und dem Civil Aviation Bureau den Start eines weiterentwickelten Modells vor. MTSAT 2 ähnelte konzeptionell dem von Space Systems/Loral gebauten MTSAT 1R. Jedoch wurden die Kapazitäten gesteigert, was sich auch in einer höheren Startmasse niederschlug. Und dieser Satellit wurde von MELCO auf der Basis der DS2000 Plattform gebaut. Mit einem Startgewicht von rund 4.650 kg machte MTSAT 2 den Einsatz der damals leistungsfähigsten japanischen Rakete erforderlich. Die H-​IIA Mod. 2024  flog in der Konfiguration mit der verlängerten Entspannungsdüse des LE-​7 A Erststufenantriebs. Der Start der H-​IIA F9  mußte um einige Tage verschoben werden, da sich der Start der H-​IIA F8  wenige Wochen zuvor verzögert hatte. Zum neu festgesetzten Termin (nur dreieinhalb Wochen nach dem vorangegangenen Start), dem 18.02.2006, hob die Rakete aber pünktlich ab und setzte ihre Nutzlast auf dem projektierten geostationären Transferorbit aus. Wenig später manövrierte der Satellit auf eine Synchronbahn, wo er nach ausgiebigen Tests von seinen Auftraggebern in Dienst gestellt wurde. Die aeronautische Mission von MTSAT 2 betraf dabei zwei Aspekte: Kommunikation und Navigation. Auf den vielbeflogenen nordpazifischen Flugrouten entlastete die satellitengestützte Kommunikation die begrenzten Kapazitäten für den Sprechfunkverkehr im VHF– und UHF-​Bereich. Dieser war bisher durch die Anzahl der verfügbaren Frequenzen limitiert und wurde durch hohe Berge sowie durch solare Aktivitäten gestört. Das MTSAT System stellte stabile Kapazitäten für die Übertragung von Sprechfunk, Wetter– und Flugpanungsdaten bereit. Letztere konnten direkt in den Bordcomputer der Flugzeuge eingespeist werden. Für eine optimale Routenplanung war zudem eine bessere Positionsbestimmung der Maschinen zwingend. Außerhalb der Reichweite bodengestützter Radarsysteme übermittelten die Piloten ihre Position bisher in Abständen per Sprechfunk. Nun konnte die per GPS bestimmte Position fortlaufend via MTSAT an das Kontrollzentrum für die Flugroutenplanung übermittelt werden. Zudem sorgte das MTSAT System für eine optimierte Verfügbarkeit und Genauigkeit der Navigationssignale. Das alles ermöglichte eine wesentlich dichtere Flugfolge auf den bestehenden Routen. Für die aeronautische Mission verfügte MTSAT 2 über eine L-​Band Antenne für sechs Spot-​Beams und eine weitere L-​Band Antenne mit globaler Abdeckung. Dazu kamen Kapazitäten im Ku-​Band (vier Spot-​Beams) und Ka-​Band (drei Spot-​Beams). Die meteorologische Mission von MTSAT 2 stand in der Tradition der bewährten „Himawari“ Satelliten. Das abbildende Instrument an Bord arbeitete mit einem sichtbaren und vier infraroten Kanälen. Damit konnte u.a. die abgestrahlte Energie (Temperatur) von Wolken, Land– und Wassermassen bestimmt werden. Weiter diente der Satellit als Relais für die Meßdaten von weit verteilten meteorologischen Stationen. Nach dem Start übernahm MTSAT 2 in der meteorologischen Rolle aber zunächst nur die Backup-​Funktion für MTSAT 1R als „Himawari“ 7. Er wurde seinerseits im Juli 2015 durch „Himawari“ 8 abgelöst. Im Mai 2016, und damit nur Wochen nach dem Erreichen der Auslegungsbetriebsdauer von zehn Jahren, fiel das wichtigste Instrument von „Himawari“ 7, der IMAGER, aus. Die meteorologische Mission war damit effektiv beendet. Vier Jahre später endete auch die Mission zur Unterstützung des trans-​pazifischen Luftverkehrs und zur GPS-​Augmentation, woraufhin „Himawari“ 7 auf einen „Friedhofsorbit“ manövriert wurde.