Address:
die H-IIA 2022 F8 mit ALOS auf dem Yoshinobu Startkomplex
Bus des ALOS Satelliten
AVNIR-2 Aufnahme von Tanegashima durch „Daichi“

Der von der Rocket System Corporation im Auftrag der JAXA für den 19.01.2006 vorbereitete Start einer H-​IIA mit dem Satelliten ALOS (Advanced Land Observing Satellite) mußte verschoben werden, als zwei Tage vor dem Termin ein Defekt am Telemetriesystem der Rakete entdeckt wurde. Das war allerdings nicht die erste Verzögerung die das Projekt erfuhr. Nach dem unerwarteten Ausfall des Vorgängers ADEOS II nach nur zehn Monaten im All mußte das ALOS Projekt einer gründlichen Revision unterzogen werden. Außerdem hatte sich der Austausch eines Teils der Elektronik erforderlich gemacht, das, baugleich, bei Tests mit dem Astronomiesatelliten ASTRO-​F versagt hatte. Das alles verzögerte das Projekt um rund ein Jahr. Nach der Behebung des Telemetrieproblems wurde als neuer Termin der 23.01.2006 festgesetzt, da eine Schlechtwetterfront keinen früheren Start zuließ. Probleme mit der Klimatisierung innerhalb der Nutzlastverkleidung erzwangen eine erneute Verschiebung auf den 24.01.2006. An diesem Tag gelang in Tanegashima ein problemloser Start der H-IIA Mod. 2022. Der in „Daichi“ umbenannte Satellit erreichte mit hoher Präzision den vorgesehenen sonnensynchronen Orbit in 700 km Höhe. Bereits die kritischen Phasen des Starts waren von Miniaturkameras dokumentiert worden, die ihre Aufnahmen in Echtzeit zur Erde übertrugen. Auch die weiteren Schritte zur Inbetriebnahme des Satelliten wurden so überwacht. Bilder zeigten die Entfaltung des Solar Array Paddle (PDL), der Data Relay Satellite Communication Antenna (DRC) und der Phased Array Type L-​band Synthetic Aperture Radar (PALSAR) Antenne. Die teils sehr komplexen Manöver konnten ohne Probleme absolviert werden. Allerdings versetzte sich „Daichi“ am 27.01.2006 automatisch in einen Sicherheitsmodus, als sein Computer fälschlich ein Problem mit der Datenverarbeitung feststellte. Einige Tage später wurde jedoch tatsächlich ein ernsteres Problem entdeckt. Bei der direkten Datenübertragung zur JAXA Bodenstation in Hatoyama ging nach einiger Zeit die Synchronisierung zwischen Satellit und Demodulator am Boden verloren. Die Übertragung über den Datenrelais-​Satelliten „Kodama“ lief dagegen ungestört.
Die Mission von ALOS bestand in der Fortsetzung der mit JERS 1 (Japanese Earth Resources Satellite) und ADEOS (Advanced Earth Observing Satellite) begonnenen angewandten Erderkundung. Der Satellit sollte kartographische Daten liefern, regionale Erdbeobachtungen vornehmen, die Auswirkungen von Naturkatastrophen dokumentieren und bei der Suche nach Ressourcen helfen. Dazu verfügte ALOS über drei primäre Instrumente: PRISM (Panchromatic Remote-​sensing Instrument for Stereo Mapping) für hochauflösende (2,5 m) monochrome Radiometer-​Erdaufnahmen, AVNIR-​2  (Advanced Visible and Near Infrared Radiometer type-​2 ) für Multispektralaufnahmen (10 m Auflösung in 4 Bändern) und PALSAR (je nach Betriebsmodus 10 m oder 100 m Auflösung) für die Allwetter-​Radarerderkundung.
Trotz der nicht behebbaren technischen Probleme beim Datenempfang erwies sich die ALOS Mission als sehr erfolgreich. Nach dem Ende der planmäßigen 3-​jährigen Mission leitete die JAXA daher die Post Operation Phase ein. Seine Leistungsfähigkeit konnte „Daichi“ nochmals demonstrieren, als am 11.03.2011 ein verheerendes Erdbeben die Tōhoku-​Region in Japan traf. Die Daten des Satelliten wurden intensiv genutzt, um das Ausmaß der Schäden durch das Beben der Stärke 9,0 und die nachfolgenden Tsunamis zu dokumentieren. Aber auch, um die Rettungsmaßnahmen und Aufräumarbeiten zu koordinieren. Umso bedauerlicher war es, daß am 21.04.2011 plötzlich die Energieversorgung des Satelliten zusammenbrach. „Daichi“ initiierte noch einen Notfallmodus, bei dem alle nicht lebensnotwendigen Systeme deaktiviert wurden. Trotz mehrwöchiger Bemühungen gelang es der JAXA nicht, das Problem zu beheben, so daß die Mission am 12.05.2011 offiziell für beendet erklärt werden mußte.