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der KOMPAS 2 Satellit

Eine interessante und vielversprechende wissenschaftliche Mission startete am 26.05.2006 mit einer Shtil-1 (Shtil-​1 N) Rakete, die von Bord des getauchten Atom U-​Boots K-​84  „Ekatarinburg“ im Polarmeer abgeschossen wurde. Die Rakete transportierte den kleinen Forschungssatelliten Kompas 2 (auch Compass 2 für Complex Orbital Magneto-​Plasma Autonomous Small Satellite) auf die vorgesehene Umlaufbahn. Ziel des Unternehmens war die Wiederholung der Mission von Kompas 1, die im Jahr 2001 unmittelbar nach dem Start gescheitert war. Bereits in den 1960er Jahren hatten Satelliten Vorgänge in der Lithosphäre, Atmosphäre, Ionosphäre und Magnetosphäre registriert, die im Zusammenhang mit tektonischen Ereignissen zu stehen schienen. Erstmals ergaben sich dann aus der Mission von Interkosmos 19 konkrete Anhaltspunkte, die darauf schließen ließen, daß die Beobachtung dieser Phänomene der Vorwarnung vor Erdbeben dienten könnte. Kompas 1 konnte die Forschungen nicht im geplanten Umfang unternehmen, doch andere Satelliten untermauerten die bis dahin vorliegenden Erkenntnisse. Das rechtfertigte eine Wiederholung der Mission. Das IZMIRAN Institut der russischen Akademie der Wissenschaften ließ einen zweiten Satelliten ausrüsten und starten. Zu seiner Ausrüstung zählten ein Meßgerät für die Elektronenkonzentration, ein Radiofrequenz-​Analysator, ein Detektor für kosmische und ultraviolette Strahlung, ein Meßkomplex für ultralangwellige Magnetfeld-​Oszillationen und eine Ionosphären-​Sonde. Bereits während der ersten Telemetrieübertragungen von Kompas 2 zeigte sich, daß eine Reihe von Fehlfunktionen die Arbeit des Satelliten beeinträchtigten. Die Probleme ließen sich auf Schwierigkeiten mit der Pufferbatterie zurückführen. Die wissenschaftlichen Experimente an Bord konnten nicht aktiviert werden und brauchbare Telemetriedaten waren kaum noch zu empfangen. Dennoch wurde ein Expertenteam zusammengestellt, das Versuche zur Rettung der Mission unternehmen sollte. Nach monatelangen Bemühungen konnten am 16.11.2006 erstmals wieder Kommandos an Kompas 2 gesendet werden, die der Satellit auch akzeptierte. Am 25.11.2006 übermittelte das RFA (Radio Frequency Analyser) Instrument trotz weiter bestehender Probleme mit dem Satelliten die ersten brauchbaren Meßwerte. In den folgenden Wochen konnten auch die anderen Instrumente aktiviert werden. Somit war es möglich, doch noch einen Teil der Mission zu retten. Kompas 2 reihte sich derart in die Reihe der wenigen Satelliten ein, die nach einer so langen Unterbrechung doch noch erfolgreich reaktiviert werden konnten. Ab Anfang März 2007 wurde der Satellit in den Regelbetrieb übernommen. Doch schon Ende des Monats traten erneut massive Probleme mit der Energieversorgung auf. Im April mußte daher der Meßdatenempfang wieder eingestellt werden. Schließlich wurden Anfang Juli 2007 die Bemühungen um den Satelliten endgültig eingestellt.