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Start der Sojus-2.1b mit Meteor-M №1
Montage von SumbandilaSat neben den anderen Nutzlasten
die Fregat mit Meteor-M №1 u.a.
Sossusvlei (Namibia) aufgenommen durch SumbandilaSat
Meteor-M № 1 Aufnahme von Waldbränden aus dem Jahr 2012

Obwohl die Sowjetunion nie ein System geostationärer meteorologischer Satelliten entwickelt hatte, existierte doch bis in die 1990er Jahre eine Raumkomponente von Satelliten auf polaren Bahnen. Nach dem Start von Meteor-​3 6  im Jahr 1994 vergingen jedoch fast acht Jahre, bis dieser mit Meteor-​3 M einen Nachfolger erhielt. Dieses Programm wurde zudem nicht fortgesetzt, vielmehr leitete man die Entwicklung einer neuen Generation meteorologischer Satelliten ein. Nach einigen Verzögerungen war der erste Satellit des neuen Meteor-​M Typs im Frühjahr 2009 starbereit. Geplant waren bis 2012/13 Starts mehrerer Satelliten auf polare und geostationäre Bahnen. Damit hätte sich der russische meteorologische Dienst nach über einem Jahrzehnt endlich aus der Abhängigkeit von ausländischen meteorologischen Daten befreit. Der Start von Meteor-​M 1  erfolgte schließlich am 17.09.2009 mit einer Sojus-2.1 b 14A14 mit Fregat 14S44  Oberstufe vom Kosmodrom Baikonur (wie später bekannt wurde, traten beim Aufstieg der Rakete einige Probleme auf, doch erreichten die Nutzlasten die vorgesehenen Bahnen). Die Instrumentierung von Meteor-​M 1  umfaßte das bewährte MSU-​MR (russ. Многоканальное Сканирующее Устройство - Малого Разрешения) Radiometer zur Gewinnung von Wolkenbedeckungsbildern (6 Kanäle zwischen 0,5 und 12,5 μm), den KMSS (russ. Комплекс Многозональной Спутниковой Съемки) Multikanalscanner für Beobachtungen der Erdoberfläche im Frequenzbereich zwischen 0,4 und 0,9 µm, das MTVZA (russ. Модуль Температурного и Влажностного Зондирования Атмосферы) Instrument zur Gewinnung vertikaler Temperatur– und Feuchtigkeitsprofile sowie zur Bestimmung der Windgeschwindigkeiten über See und BRLK (russ. Бортовой Радиолокационный Комплекс), ein Seitensichtradar zur Bestimmung der Eisbedeckung. Dazu kam mit GGAK-​M (russ. Гелио-​Геофизический Аппаратурный Комплекс) ein Meßkomplex zur Erforschung solar-​terrestrischer Wechselwirkungen. Der Satellite erreichte planmäßig die vorgesehene Bahn und ging Ende 2009 nach ausgiebigen Tests in den Regelbetrieb. So jedenfalls der offizielle Stand. Gleichzeitig berichteten russische Medien aber von erheblichen Problemen mit dem Satelliten. Demnach war es aufgrund eines Designfehlers unmöglich, den Infrarot-​Sensor weit genug abzukühlen, um brauchbare Daten zu gewinnen. Dazu kamen wiederholte Vibrationen, die das optische System des Satelliten erschütterten und die Bildqualität beeinträchtigten. Eine der Antennen des Satelliten hatte sich gar nicht erst ausfahren lassen. Außerdem plagten zahlreiche Fehler die Software zur Datenaufbereitung am Boden, was mit dazu führte, daß mindestens bis zum Februar 2010 die Bilder aus den verschiedenen Spektralbereichen mühsam von Hand manipuliert werden mußten, um ihre geometrischen Verzerrungen zu kompensieren und sie in Deckung zu bringen. Von einem Routinebtrieb konnte unter diesen Umständen nicht die Rede sein. Bald mußte man auch gegenüber der World Meteorological Organization eingestehen, daß die Mehrzahl der Instrumente an Bord von Meteor-​M 1  entweder gar nicht oder nur mit Einschränkungen einsetzbar waren. Am 23.09.2014 versagte dann auch noch das Stabilisierungssystem des Satelliten und beendete effektiv die Mission von Meteor-​M 1 .
Gemeinsam mit Meteor-​M 1  gelangten eine Reihe weiterer Satelliten auf ihre Bahnen. Dabei handelte es sich um den Sterch 2 Satelliten für das KOSPAS-​SARSAT System, Universitetskij 2, UGATU-​Sat, SumbandilaSat, BLITS und schließlich das IRIS Experiment. Der Sterch 2 Satellit versagte, wie im Januar 2010 bekannt wurde, bereits kurz nach dem Start. Da sich der 8 m Ausleger zur Gravitations­gradienten­stabilisierung nicht ausfahren ließ, taumelte er unkontrolliert. Das war umso gravierender, als auch das im Juli 2009 gestartete erste Exemplar unmittelbar ausgefallen war. Angesichts der Bedeutung, die das Sterch Projekt für die internationale Zusammenarbeit im KOSPAS-​SARSAT Programm hatte, drohte der Chef der russischen Raumfahrtorganisation RKA, Anatoli Perminow, sogar damit, den Auftrag zum Bau der neuen Satellitengeneration neu zu vergeben. Tatsächlich wurde das Sterch Programm nicht fortgeführt (aber auch keine Alternative entwickelt). Universitetskij 2 (russ. Университетский) bzw. Tatjana 2 (russ. Татьяна) war ein weiterer Experimentalsatellit, der von Studenten der Moskauer Staatlichen Universität (Lomonossow-​Universität) gebaut worden war. Da er auch als Amateurfunksatellit operieren sollte, trug er außerdem die Bezeichnung RS-​38  (Abk. von russ. Радио Cпутник, svw. Radio Sputnik). Ferner sollte er geophysikalische Phänomene (sogenannte „Elfen“) erforschen, die im Zusammenhang mit Gewittern stehen. Der Ausfall seines Orientierungssystems im Januar 2010 vereitelte jedoch die weitere Nutzung des Satelliten. UGATU-​SAT war der erste Satellit, der von Studenten der Staatlichen Ufaer luftfahrt-​technischen Universität UGATU (Уфимский Государственный Авиационный Технический Университет) entwickelt und gebaut worden war. Der kleine, nur etwa 30 kg schwere, Satellit war mit einer Multispektral-​Kamera ausgerüstet, die immerhin eine Bodenauflösung von 50 m erreichen sollte. Dazu kam eine Amateurfunkausrüstung, wegen der er auch als RS-​28  bezeichnet wurde. Ferner war geplant, mit ihm Datenrelais-​Technologien unter Einsatz des Globalstar Systems sowie Navigationstechnologien unter Verwendung der Signale der GPS bzw. GLONASS Netzwerke zu erproben. Der Satellit konnte nach seinem Start aber nicht in Betrieb genommen werden. Ursächlich war ein nicht näher erläuterter Designfehler. Unter der Bezeichnung BLITS (Ball Lens In The Space) gelangte ein exakt sphärisches Objekt von 0,85 m Durchmesser ins All. Der passive Satellit fungierte als Laser-​Reflektor für den International Laser Ranging Service. Er war aus zwei äußeren Halbkugeln und einer inneren kugelförmigen Linse, jeweils aus einem Spezialglas, gefertigt. Eine der äußeren Halbkugeln war mit einer Aluminiumbeschichtung versehen. Mit der Mission sollte speziell die Eignung des neuartigen Glasreflektors für zukünftige ILRS Missionen verifiziert werden. Am 22.01.2013 registrierten Bahnverfolgungsstationen eine plötzliche Veränderung der optischen Eigenschaften von BLITS. Radarmessungen zeigten, daß der Satellit abrupt seine Spinrate und Umlaufbahn verändert hatte. Später lokalisierte das Joint Space Operations Center ein Bruchstück des Satelliten auf einer ähnlichen Bahn. Während von russischer Seite von einem Zusammenprall mit einem Trümmerstück des chinesischen ASAT Tests gegen den FY-​1 C Satelliten gesprochen wurde, gab eine Auswertung der Katalogdaten kosmischer Objekte keinen Hinweis auf ein solches Ereignis. Ein Auseinanderbrechen des (aus zwei miteinander verklebten Halbkugeln bestehenden) Satelliten zeigte in Simulationen allerdings auch keine Übereinstimmung mit den beobachteten Ereignissen. Somit blieb die Kollisions-​Theorie (mit einem unbekannten Objekt) die wahrscheinlichste. Einzige nicht-​russische Nutzlast der Sojus Rakete war der südafrikanische SumbandilaSat (ZA-​002). Der Start dieses Erderkundungssatelliten war ursprünglich auf einer Shtil 2.1 Rakete gebucht worden. Kompetenzstreitigkeiten zwischen der russischen Marine, der russischen Raumfahrtagentur sowie den südafrikanischen Stellen führten jedoch dazu, daß sich der Start auf unbestimmte Zeit verzögerte. Inoffiziellen Angaben zufolge trug der Rücktritt Südafrikas vom Kauf eines russischen Aufklärungssatelliten im Wert von 1 Mrd. R maßgeblich zu der Blockade bei. SumbandilaSat war zu diesem Zeitpunkt (Anfang 2007) bereits nach Rußland verschickt worden! Schließlich konnte dank der Mitfluggelegenheit auf der Sojus die Mission gerettet werden. Der 6-​Kanal Multispektralscanner an Bord des Satelliten war in der Lage, Bilder mit einer Auflösung von 6,25 m zu liefern. Da er auch als Amateurfunksatellit fungierte, trug SumbandilaSat den Beinamen Sumbandila-​OSCAR 67  bzw. SO-​67 . Der zunächst recht vielversprechende Satellit wurde im Juni 2011 während eines geomagnetischen Sturms beschädigt (speziell Kamera und Bordcomputer) und mußte abgeschrieben werden.
Nicht von der Fregat Endstufe der Rakete abgetrennt worden war das IRIS (Inflatable and Rigidizable Structure) Experiment, das in einer Kooperation von NPO Lawotschkin und EADS Astrium entstanden war. Die beiden unter dem Projekt entwickelten Solarzellenflächen wurden nach dem Aussetzen aller Satelliten von der Fregat Stufe ausgefahren.