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Start der ersten SpaceX Falcon 9 Rakete

Allen Skeptikern zum Trotz gelang dem von Elon Musk geführten Unternehmen SpaceX am 04.06.2010 der, weitgehend, erfolgreiche Jungfernflug der Falcon 9 Rakete. Demonstrativ war am 10.01.2009 eine erste Falcon 9 auf SLC-​40 von Cape Canaveral aufgerichtet worden, nur Wochen nachdem man von der NASA den 1,6 Mrd. $ Auftrag über zwölf unbemannte Versorgungsflüge zur ISS erhalten hatte. Im Laufe des Jahres fanden dann mehrere Brennversuche mit Einzeltriebwerken und ganzen Triebwerksblöcken des Merlin 1 C Triebwerks statt. Doch auch viele weitere Systeme mußten noch flugqualifiziert werden. Ein Aufwand, den SpaceX offenbar unterschätzt hatte. Im Februar 2010 legte man zwar der USAF die Unterlagen vor, die diese vor einer Freigabe der Starts von Cape Canaveral gefordert hatte. Doch forderte die USAF nun zahlreiche weitere Dokumente an. Vor allem auf eine sichere Funktion des Flight Termination System legte man großen Wert und erwartete Nachbesserungen. SpaceX mußte die Zertifizierungen nachholen. Im Frühjahr 2010 waren immerhin die Bodenanlagen in Cape Canaveral soweit fertiggestellt, daß sie für statische Prüfläufe der gesamten Rakete genutzt werden konnten. Ein erster Versuch wurde am 09.03.2010 unternommen, scheiterte aber unmittelbar nach dem Einleiten der Zündsequenz, als ein Computer eine Abweichung registrierte. Am 13.03.2010 konnte der Testlauf erfolgreich wiederholt werden. Doch die Freigabe des Starts durch die USAF ließ weiter auf sich warten. Endlich, am 04.06.2010, konnte ein Startversuch unternommen werden. Probleme bereiteten während des Countdowns das Wetter, der schwache Signalpegel des FTS und schließlich diverse Boote, die immer wieder in das eigentlich gesperrte Seegebiet vor Cape Canaveral einfuhren. Als endlich die letzten Sekunden des Countdowns liefen, wiederholte sich nahezu das Geschehen vom 09.03.2010. Zu restriktiv eingestellte Parameter für die Überwachung der Triebwerke führten dazu, daß der Computer die Startsequenz unterbrach. Nachdem die Ursachen erkannt waren und die Rakete weiter für startklar erklärt worden war, konnte der Countdown bei T –15 min erneut aufgenommen werden. Und diesmal hob die Rakete tatsächlich ab. Allerdings in einem atemberaubenden Manöver. Die Rakete rollte zunächst spektakulär um die Längsachse, wobei sie sich dem Versorgungsmast gefährlich näherte. Doch der weitere Aufstieg verlief vergleichsweise perfekt. Zwar kam es weiter zu unerwünschten Roll– und Taumelbewegungen, die aber vom Kontrollsystem in vertretbaren Grenzen gehalten werden konnten. Der Einschuß in die Umlaufbahn erfolgte mit noch annehmbarer Präzision. Die Nutzlast der Falcon 9 Block 1 bestand bei diesem Flug aus der Qualifikationseinheit der „Dragon“ Kapsel, die einmal der Versorgung der ISS dienen sollte. Die DSQU (Dragon Spacecraft Qualification Unit) war lediglich rudimentär ausgerüstet und verfügte nur über wenige der Systeme der Serienausstattung. Dennoch diente der Flug nicht nur der Qualifikation der Rakete, sondern auch der Entwicklung des finalen Kapseldesigns. Angesichts des Status der Kapsel waren ihre Abtrennung von der zweiten Stufe und ein autonomer Flug nicht geplant. Gemeinsam umkreisten sie bis zum 27.06.2010 in anfangs durchschnittlich 250 km Höhe die Erde und verglühten schließlich in der Atmosphäre.
Einzig die geplante Bergung der Erststufe der Rakete mußte als vollkommener Fehlschlag angesehen werden. Bergungsschiffe im für die Rückkehr der Stufe berechneten Seegebiet entdeckten lediglich ein großes Trümmerfeld. Offenbar war die Stufe mit hoher Geschwindigkeit auf dem Meer aufgeprallt. Doch nicht nur der Fallschirm hatte sich nicht geöffnet. Bereits die aerodynamischen Belastungen beim Rücksturz waren offenbar so stark gewesen, daß die Stufe zerbrochen war. Damit war dieser Versuch, ähnlich früheren mit der Falcon 1  Rakete, gescheitert. Dabei war es erklärtes Ziel von SpaceX, eben mit der Bergung der Stufen die Startkosten weiter deutlich zu reduzieren. Bis zur erfolgreichen Landung der ersten Stufe, nicht per Fallschirm sondern unter dem Schub eines Triebwerks, sollten noch einige Jahre vergehen.