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Kwangmyŏngsŏng 3

Überraschend kündigte Nordkorea im März 2012 den Start eines Satelliten für den Zeitraum 12. bis 16.04.2012 an. Die Propagandamission war Teil der landesweiten Feierlichkeiten aus Anlaß des 100. Geburtstages von Kim Il-​sung, dem Begründer des kommunistischen Nordkorea. Allerdings war dem Land eigentlich der Abschuß von Langstreckenraketen vertraglich untersagt. Und darunter fielen nicht nur Tests mit militärischen Raketen, sondern auch Satellitenstarts. Den aufkommenden Protesten der Nachbarstaaten und der USA trat Nordkorea mit einer unerwarteten Maßnahme entgegen. Man lud internationale Journalisten und Beobachter ein, die Startvorbereitungen vor Ort zu verfolgen. Und tatsächlich wurde das Angebot angenommen, während gleichzeitig beispielsweise das japanische Militär damit drohte, die Rakete abzuschießen, sollte sie japanisches Territorium überfliegen. Doch auch für diesen Fall hatte Nordkorea vorgesorgt. Nicht nur, daß der Start von einem neuen Testgelände an der koreanischen Westküste erfolgen sollte. Auch die Flugbahn war so gelegt, daß der Überflug besiedelter Landmassen weitgehend vermieden wurde. Den Journalisten wurde Zugang zu den Startanlagen und dem Kontrollzentrum gewährt. Sie konnten sowohl die Unha-3 genannte Trägerrakete aus der Nähe filmen wie auch ein Satellitenmodell. Letzteres ähnelte den ersten UoSAT Erderkundungssatelliten der 1980 Jahre. Zweifel blieben jedoch, ob der Kwangmyŏngsŏng 3 genannte Satellit tatsächlich dem vorgeführten Modell entsprach. Angekündigt wurde jedenfalls, daß der Satellit der Erderkundung und Meteorologie dienen sowie revolutionäre Lieder zu Ehren Kim Il-​sungs abstrahlen sollte. Trotz der scheinbaren Offenheit fand der Start des Satelliten am 12.04.2012 vom Sohae genannten Raketentestgelände statt, ohne daß die ausländischen Gäste informiert worden waren. Den weiteren Verlauf der Mission verfolgten amerikanische, japanische und südkoreanische Radarstationen. Demnach kam es wohl gegen Ende der Brenndauer der ersten Sufe, eventuell während der Stufentrennung, zu einer Fehlfunktion. Daraufhin zerlegte sich die Rakete und stürzte aus über 70 km Höhe ins Meer. Einige wenige Trümmer wurden später von der südkoreanischen Marine geborgen. Interessanterweise meldete auch die nordkoreanische Nachrichtenagentur den Fehlschlag, wobei weiter die Illusion aufrechterhalten wurde, daß die beiden vorangegangenen Satellitenstarts erfolgreich gewesen waren.