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die Ariane-5ECA VA222 beim Verlassen des Montagegebäudes
Thor 7 in Kourou
SICRAL 2

Erst am 26.04.2015 absolvierte die Ariane-5ECA L576 (VA222) ihren ersten Start des Jahres 2015. Die (Nicht-)verfügbarkeit geeigneter Nutzlasten sowie Starts anderer Raketenmodelle von Kourou hatten den Termin schon weit in das laufende Jahr, auf den März, verschoben. Als der konkrete Starttermin schließlich festgesetzt wurde, lag er bereits auf dem 15.04.2015. Dann traten auch noch technische Probleme auf. Zunächst wurde eine sogenannte „Purge-​Leitung“, die die Oberstufe mit dem Startkomplex verband, bei den Startvorbereitungen beschädigt. Das Bauteil mußte ersetzt, die Rakete zurück ins Montagegebäude gerollt werden. Auch der nächste Startversuch am 24.04.2015 mußte abgebrochen werden, als ein Defekt an der Klimatechnik des Startkomplexes registriert wurde. Erneut machte sich ein Rollback in das BAF (Bâtiments d’Assemblage Final) erforderlich. Der Vorgang erhielt eine gewisse Sprengkraft, weil der Arianespace-​Chef Stéphane Israël im Vorfeld des Starts mit einem Seitenhieb auf die Wettbewerber (insbesondere den Newcomer SpaceX) die Zuverlässigkeit und Ausgereiftheit der Ariane-​5  betont hatte. Sein Zitat „We do not have unexpected events before the launch…“ entwickelte sich nun zu einem Bumerang und wurde nur einen Tag nachdem die Ariane endlich tatsächlich gestartet war, von SpaceX mit einer kommerziellen Mission gekontert, die im ersten Anlauf gelang. Immerhin verlief der Start der Ariane am 26.05.2015 dann mit der gewohnten Präzision. Beide Nutzlasten, der norwegische Kommunikationssatellit Thor 7 alias Intelsat 1 W und der italienisch-​französische SICRAL 2 alias Syracuse 3 C erreichten präzise die vorausbestimmten Transferbahnen.
Thor 7 war im Juni 2011 vom norwegischen Telekommunikationsunternehmen Telenor Satellite Broadcasting (TSBc) bei Space Systems/Loral in Auftrag gegeben worden. Seine Kommunikationsnutzlast umfaßte 21 Ku-​Band Transponder und 25 Ka-​Band Transponder. Von einer geostationären Position über 1° West konnten im Ku-​Band Zentral– und Osteuropa mit Direct to Home Fernsehprogrammen versorgt werden. Das Ka-​Band Paket war dagegen vorgesehen, um per Spot-​Beam die maritime Industrie in der Nordsee, vor der Küste Norwegens, in der Ostsee, im Roten Meer, im Mittelmeer und im Persischen Golf mit hoher Bandbreite an internationale Datennetze anzubinden. Eine weitere Sendekeule wurde auf die Antarktis(!) gerichtet.
Der zweite Satellit diente hingegen ausschließlich der militärischen Kommunikation Italiens und Frankreichs. Während Italien seit 2001 das Sistema Italiano per Comunicazioni Riservate ed Allarmi, kurz SICRAL, betrieb, hatte Frankreich 2005 seinen ersten dediziert militärischen Kommunikationssatelliten der Syracuse 3 Reihe gestartet. Ausgehend vom Spacebus-​4000B3  Satellitenmodell, das in ähnlicher Form schon für die beiden ersten Syracuse 3 Satelliten zum Einsatz gekommen war, entwickelten Thales Alenia Space Italia und Telespazio einen Kommunikationssatelliten für das UHF– und SHF-​Band (15×25 kHz bzw. 10×40 MHz Transponder), der dem Bedarf insbesondere der Seestreitkräfte beider Länder entsprach. Aber auch Luft– und Landstreitkräfte partizipierten von den Kapazitäten des Satelliten, der zudem nahtlos in die Strukturen der NATO integriert werden konnte und dort Reserverkapazitäten vorhielt.