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Start der Vega VV04 mit dem IXV
Startvorbereitung des IXV in Kourou
Bergung des Intermediate Experimental Vehicle

Unter dem Namen IXV (Intermediate Experimental Vehicle) betrieb die ESA im Rahmen ihres Future Launchers Preparatory Programme (FLPP) die Entwicklung eines kleinen Lifting Body Wiedereintrittskörpers als Technologiedemonstrator. Bei der Trägerrakete legte man sich auf die Vega fest, was allerdings mit Einschränkungen bei der Nutzlast und vor allem auch dem Nutzlastvolumen einher ging. Geplant war jedoch ohnehin nur ein suborbitaler Flug, auch wenn dabei eine Wiedereintrittsgeschwindigkeit von 7.700 ms–1  und eine Flugweite von rund 7.500 km erreicht werden sollten. Offizielles Ziel des FLPP war u.a. die Entwicklung neuer Techniken für zukünftige wiederverwendbare Raumfähren. Während die USAF mit der X-​37 B aber bereits über eine einsatzfähige unbemannte Miniatur-​Raumfähre verfügte, waren die langfristigen Perspektiven des IXV Programms eher vage. Zwar wurden einige innovative konstruktive Ansätze bei dem Flugkörper gewählt, doch für eine Weiterentwicklung des Systems nach dem Demonstrationsflug existierten weder ein Budget noch ein Konzept. Nach gründlichen Tests war der Start der Vega Rakete mit dem IXV für den November 2014 terminiert, als es überraschend zu einem Aufschub auf unbestimmte Zeit kam. Wie sich zeigte, hatte niemand bei den Planungen untersucht, welche Risiken bei einem Startunfall bzw. Startabbruch in einer frühen Flugphase für die Bevölkerung des Umlands von Kourou bestanden. Denn die Startrichtung entsprach bei dieser Mission nicht der üblichen. Erst nachdem eine neue Risikoabschätzung vorlag und die Planungen etwas überarbeitet waren, konnten die Startvorbereitungen wieder aufgenommen werden. Am 11.02.2015 hob die Vega VV04 von Kourou ab. Während das IXV knapp unter Bahngeschwindigkeit blieb, gelangte die AVUM Viertstufe der Rakete sogar auf einen kurzlebigen Orbit. Nach einer knappen Erdumkreisung auf einer langgestreckten ballistischen Bahn mit einer Gipfelhöhe von 412 km trat das IXV nach etwas mehr als einer Stunde Flug wieder in die unteren Atmosphärenschichten ein und landete nach 98 Minuten per Fallschirm im Pazifik. Die Landezone lag westlich der Galapagosinseln. Das Bergungsschiff „Nos Aries“, ein Hochsee Versorger, stand dort bereit.
Der Erfolg der Mission gab dem bis dahin vor allem von Italien vorangetriebenen Programm immerhin einigen Auftrieb, so daß auch über einen zweiten Flug innerhalb des Programms diskutiert wurde. Pläne für eine praktische Anwendung der gewonnenen Erkenntnisse bestanden aber auch weiterhin nicht. Zudem absorbierte das gerade angelaufene und äußerst umstrittene Ariane-​6 Entwicklungsprogramm praktisch das gesamte ESA Budget für die Trägerentwicklung.