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Start der Falcon-9 v1.2 mit SES 10
die Falcon 9 Erstsufe der SES 10 Mission im Landeanflug
einer Kamera an der Nutzlastverkleidung gelang bei der SES 10 Mission diese Aufnahme

Der mittlerweile global operierende, einstige luxemburgische, Satellitenbetreiber SES unterstrich sein Vertrauen in die Aktivitäten des US Unternehmens SpaceX, als man verkündete, seinen SES 10 Kommunikationssatelliten auf einer wiederaufgearbeiteten Falcon 9 Rakete fliegen zu lassen. SpaceX Gründer Elon Musk war mit nichts Geringerem angetreten, als dem Anspruch, das Kostenmodell für den Transport in den Weltraum zu revolutionieren. Weniger durch vollkommen neue Technologien, als durch die geschickte Kombination eher konventioneller (Triebwerks-)Technologie mit innovativen Lösungen zur Wiedervendbarkeit. Nach vielen Rückschlägen war es SpaceX gelungen, die vertikale Landung der Raketenerststufe nahezu zu einem Routineunternehmen werden zu lassen. An weitergehenden Lösungen wurde gearbeitet. Nur das Vertrauen der Satellitenbetreiber mußte noch gewonnen werden — auch mittels attraktiver Konditionen. SES World Skies hatte den Eurostar-​3000 Satelliten SES 10 zur Versorgung von Süd– und Mittelamerika einschließlich der Karibik im Februar 2014 bei Airbus Defence and Space in Auftrag gegeben. Den Startvertrag schloß man mit SpaceX. Aufgrund der Startmasse des mit 55 (laut anderen Quellen 50) Ku-​Band Transpondern ausgestatteten Satelliten kam für den Start nach damaligem Stand der Dinge allerdings nur die noch nicht geflogene Falcon 9 Heavy in Frage. Deren Jungfernflug war auch 2016 weiterhin nicht wirklich absehbar. Dafür stand mittlerweile mit der Falcon 9 v1.2 ein leistungsfähigeres Standardmodell zur Verfügung, das, wenn auch nur knapp, den SES 10 Satelliten auf eine Transferbahn befördern konnte. Und SpaceX machte der Société Européenne des Satellites ein verlockendes Angebot. Man suchte nämlich einen risikofreudigen Kunden für den Flug der ersten Falcon 9 mit wiederaufbereiteter Erststufe. Details zur Höhe des Preisnachlasses wurden nicht öffentlich gemacht. Doch offenbar war das Angebot attraktiv. Und die SES hatte auch schon mehrere Satelliten der Falcon 9 anvertraut, weitere Starts waren gebucht. Im August 2016 verkündeten beide Unternehmen die Vereinbarung. Der Start verzögerte sich dann zwar noch um einige Wochen aufgrund der verspäteten Indienststellung von LC-​39 A. Doch im März 2017 war man soweit. Am 27.03.2017 erfolgte nach einem simulierten Countdown der obligatorische „Hot Fire“ Testlauf der Erststufentriebwerke. Anschließend wurde die Rakete wieder in die Horizontale gebracht, um die Nutzlast aufzusetzen. Damit war der Weg frei für einen Start am 30.03.2017. Pünktlich zu Beginn des Startfensters hob die Falcon 9 v1.2 von Cape Canaveral ab. Als Erststufe fungierte die B1021, die schon am 08.04.2016 bei der CRS-​8  Mission eingesetzt worden war. Noch wurde der Aufwand zur Aufarbeitung nach dem Start als unverhältnismäßig hoch eingeschätzt. Aber natürlich wollte man die Akzeptanz der SpaceX Idee nicht durch einen Fehlstart aufgrund eines übersehenen Defekts aufs Spiel setzen. Tatsächlich enttäuschte die Falcon die in sie gesetzten Hoffnungen nicht. Während die Oberstufe mit SES 10 einen geostationären Transferorbit ansteuerte, war die Erststufe auf dem Weg zurück zur Erde. Da man zum Start des Satelliten an die Leistungsgrenzen gehen mußte, war eine Landung in Cape Canaveral ausgeschlossen. Angesteuert wurde die auf dem Atlantik wartende Barge OCISLY. Und dennoch war der Abstieg so „heiß“, daß man mit dem Verlust der Stufe rechnen mußte. Obwohl die Gridfins aerodynamisch bis zum Maximum belastet wurden, gelang aber auch diesmal eine perfekte Landung. Damit nicht genug, verkündete SpaceX nun auch noch, daß man den Versuch einer kontrollierten Rückführung der Nutzlastverkleidung per Fall-​/Gleitschirm unternommen hatte. Und tatsächlich gelang auch die Bergung einer Hälfte der Nutzlastverkleidung aus dem Meer. Das Verfahren befand sich zwar noch in der Testphase, wies aber schon den Weg zu weiteren angestrebten Kostensenkungen. SES 10 alias Simón Bolivar 2 war unterdessen schon bald auf dem Weg zu einer vorläufigen geostationären Bahn, bevor er auf die Arbeitsposition über 67° West verschoben wurde.