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Start von Kanopus-V № 3 und 4
Startvorbereitung von Kanopus-V № 3 und 4
erste Aufnahme von Kanopus-V № 3 (Abu Dhabi)

Nach dem peinlichen Fehlschlag beim zweiten Start vom neuen Kosmodrom Wostotschny war der direkt im Anschluß geplante Start einer Sojus-2.1a 14A14 mit Fregat 14S44 Bugsierstufe zunächst auf unbestimmte Zeit aufgeschoben worden. Immerhin konnte die Ursache für das erratische Verhalten der Fregat beim letzten Start rasch und zweifelsfrei geklärt werden. Da das Problem zudem eher auf organisatorischer als auf technischer Ebene lag, hob man das Startverbot bald wieder auf. Traditionell ist der Januar in der russischen (sowjetischen) Raumfahrt aber ein eher ruhiger Monat, da nach dem Neujahrsfest und dem russisch-​orthodoxen Weihnachten am 7. Januar erst in der zweiten Monatshälfte wieder der Alltag einkehrt. Folgerichtig wurde der erste russische Start des Jahres 2018 auch zunächst für Ende Januar angesetzt, um dann rasch auf den 01.02.2018 verschoben zu werden. Als die Rakete an diesem Tag von Wostotschny abhob, hatte sie elf Satelliten an Bord. Kurzfristig war ein weiterer, Auriga von Dauria Aerospace, gestrichen worden. Fotos von der Startvorbereitung zeigten zudem weitere mit Attrappen besetzte Startpositionen auf der Fregat. Hauptnutzlast waren die beiden Kanopus-​V Satelliten Kanopus-​V 3  und Kanopus-​V 4 . Das erste Exemplar dieser Baureihe war bereits 2012 gestartet worden. Die relativ kleinen Erderkundungssatelliten verfügten über drei Sensoren: die panchromatische Kamera PSS (russ. Панхроматическая Cъемочная Cистема) mit einer Auflösung von 2,1 m bei einer Schwadbreite von 23 km und das 4-​Band (0,54 – 0,60 µm, 0,63 – 0,69 µm, 0,69 – 0,72 µm und 0,75 – 0,86 µm) Multispektralsystem MSS (Мультиспектральная Cъемочная Cистема) mit 10,5 m Auflösung bei 20 km Schwadbreite. Zahlreiche russische Minsterien und Institutionen, vom Katastrophenschutz über die Geo-​Fernerkundung bis hin zur Akademie der Wissenschaften zählten zu den Nutzern der Sensordaten dieser Satelliten. Neben den beiden russischen Satelliten flogen auf kommerzieller Basis mehrere Kleinsatelliten ausländischer Kunden auf dieser Mission. Vier stammten von der TU Berlin. Deren S-​Net 1  (Tubsat 13), S-​Net 2  (Tubsat 14), S-​Net 3  (Tubsat 15) und S-​Net 4  (Tubsat 16) sollten Technologien zum Aufbau eines autonom operierende Nanosatelliten-​Netzwerks mit Intersatelliten-​Kommunikation demonstrieren. Die an der Universität entwickelte SLink S-​Band Kommunikationsnutzlast hatte unter Laborbedingungen Datenraten erreicht, die im Weltraum auf 100 kbps (Interlink) bzw. 1 Mbps (Downlink) schließen ließen. Das US Unternehmen Spire Inc. hatte der Sojus vier seiner Lemur 2 Satelliten anvertraut. Lemur 2 „Kadi“, Lemur 2 „TheNickMolo“, Lemur 2 „Jin-​Luen“ und Lemur 2 „UramChanSol“ waren wie üblich mit dem STRATOS Instrument zu GPS Radio-​Okkultationsmessungen und der SENSE AIS Nutzlast zur Lokalisierung von hochseegehenden Schiffen bestückt. Und schließlich hatte das deutsche Start-​Up German Orbital Systems GmbH kurzfristig die Gelegenheit erhalten, einen Re-​Flight seiner D-​Star One Mission zu unternehmen. Ihr erster Satellit war am 28.11.2017 unter den Opfern des Fehlstarts von Wostotschny gewesen. Innerhalb kürzester Zeit war nun ein Entwicklungsmuster des Satelliten in einen flugfähigen Zustand versetzt worden und erreichte als D-​Star ONE Phoenix den Orbit. Damit war der erste Schritt auf dem Weg zur Erprobung des D-​Star Kommunikationssystems bewältigt — dachte man. D-​Star sollte einmal die Grundlage für ein kommerzielles CubeSat-​Kommunikationssatelliten-​System bilden. Doch konnte der Phoenix Satellit als einzige der Nutzlasten weder lokalisiert noch kontaktiert werden. Offenbar war seine Trennung von der Fregat-​Stufe gescheitert.