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Start der mit 55,33 m längsten Ariane 5
HS-4/SGS-1 in der Testkammer von Lockheed Martin
Test des „nördlichen“ Solarzellenauslegers von GSat 31

Mit Spannung verfolgte die indische Raumfahrtorganisation ISRO die Vorbereitungen zum Start der ersten Ariane 5 Mission des Jahres 2019. Denn die Verfügbarkeit einer der beiden Nutzlasten, GSat 31, wurde dringend erwartet. Sollte der Satellit doch den im September 2007 gestarteten Insat 4CR ablösen. Der war seinerzeit auf einem zu niedrigen Transferorbit gestrandet und nur unter Einsatz eines erheblichen Teils seiner Vorräte an Treibstoff für den Bahnerhalt noch auf eine geostationäre Bahn gelangt. Seinerzeit ging man daher von einer Halbierung der effektiven Lebensdauer des Satelliten aus. Tatsächlich hatte Insat 4CR inzwischen aber die Auslegungsbetriebsdauer sogar um mehr als ein Jahr übertroffen. Doch nun mußte dringend die Ablösung vollzogen werden, wollte man nicht riskieren, einen antriebslosen unkontrollierbaren „Zombie“ Satelliten im geosynchronen Orbit zu hinterlassen. Eigentlich hatte die ISRO einen Start noch kurz vor dem Jahresende 2018 erhofft. Einige Zeit stand wohl auch im Raum, den Satelliten mit einer indischen GSLV zu starten. Doch war die GSLV Mk. II zu leistungsschwach und die GSLV Mk. III stand noch in der Erprobung (die Wahl fiel schließlich auf GSat 29 als Nutzlast ihres zweiten Qualifikationsfluges). Der langjährige Partner Arianespace versprach da eine sicherere Verfügbarkeit. Allerdings verschob sich der Start der Ariane-​5ECA VA247 Mission doch bis zum 05.02.2019. Countdown und Aufstieg der extra für diese Mission mit einer um 50 cm verlängerten Nutzlastverkleidung ausgerüsteten Rakete verliefen dann mit der von der Ariane gewohnten Präzision. Als erste der beiden Nutzlasten wurde der von Lockheed Martin auf Basis der modernisierten A2100TR Plattform (nun LM-​2100  genannt) gebaute HellasSat 4/SaudiGeoSat 1  ausgesetzt. Der griechisch-​zypriotische Satellitenbetreiber HellasSat, seit 2013 eine fast 100 %ige Tochter des saudi-​arabischen Flotten-​Betreibers Arabsat, plante den Betrieb des kombinierten Ku-​/Ka-​Band Modells über 39° Ost. Seine 34 Ku-​Band Transponder sollten die Kapazitäten des 2017 gestarteten HellasSat 3 absichern und ausweiten. Dabei strahlte der Satellit in eine europäische FSS (fixed-​satellite service) Zone und eine nahezu deckungsgleiche BSS (broadcasting-​satellite service) Zone aus, desweiteren wurden der Mittlere Osten und der Süden Afrikas versorgt. Die Ka-​Band Nutzlast wurde dagegen von Saudi-​Arabien unter dem Namen SaudiGeoSat 1 betrieben. Anläßlich der Auftragserteilung hatten Lockheed Martin im Jahr 2015 darauf hingewiesen, daß modernste Technologien eine flexible Reprogrammierung der Transponder im Einsatz sicherstellen konnten. Anpassungen der Frequenzen und Bandbreitenzuweisungen sollten die Bedürfnisse Saudi-​Arabiens nach sicherer (militärischer) Kommunikation abdecken. Angesichts des direkten und indirekten militärischen Engagements beispielsweise im Jemen und in Syrien hatte das saudische Militär ein großes Interesse daran, diese Fähigkeiten auszubauen. Entsprechend vage blieben aber auch die Informationen zu diesem Teil der „Condosat“ Nutzlast, den die KACST (King Abdulaziz City for Science and Technology) managte.
Der kleinere GSat 31 erreichte in der SYLDA (Système de Lancement Double Ariane) Doppelstartvorrichtung der Ariane die Transferbahn. Von dieser aus steuerte das I-​2 K Modell mit drei Zündungen seines Flüssigkeits-​Bordtriebwerks den geosynchronen Orbit an. Nach einigen Tagen Drift wurde er über 48° Ost geostationär (währenddessen vollzogen sich die Bahnanhebungen von HS-​4/SGS-​1  deutlich langsamer; die ersten Manöver wurden mit seinem konventionellen Triebwerk unternommen, dann übernahm der elektrische Antrieb). Die 19 Ku-​Band Transponder von GSat 31 sollten für vielfältige Kommunikationsaufgaben, die von VSAT Netzwerken über TV-​Programmzuspielungen, DTH-​Ausstrahlungen, die Anbindung von Mobilfunk-​Knoten bis hin zu DSNG Diensten (Digital Satellite News Gathering) reichten, genutzt werden.