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die Electron Rakete mit den beiden TROPICS Satelliten vor dem abgebrochenen ersten Countdown
die vier verbliebenen TROPICS Satelliten

Nach dem Verlust von zwei der insgesamt sechs gebauten TROPICS Forschungssatelliten beim Fehlstart der fünften, und wie sich zeigen sollte, letzten, Astra Rocket 3.3 entschied sich die NASA dafür, die verbliebenen Exemplare auf einer anderen Rakete fliegen zu lassen. Dabei hatte man ursprünglich noch verkündet, sich bei der Wahl der Rocket 3 des Risikos eines Verlustes bewußt gewesen zu sein und diesen einkalkuliert zu haben. Auch mit vier der sechs Satelliten war die Time-​Resolved Observations of Precipitation structure and storm Intensity with a Constellation of Smallsats Mission schließlich noch realisierbar. Angesichts der über alle Starts extrem geringen Zuverlässigkeit der Astra Raketen entschied man sich dann aber doch um. Das Risiko, auch noch die verbliebenen Satelliten zu verlieren, war einfach zu hoch. Denn trotz ihrer kompakten Größe sollten die TROPICS Satelliten eine wichtige Mission bei der Beobachtung tropischer Sturmsysteme spielen. Dank ihres 12-​kanaligen passiven Mikrowellen-​Radiometers, einer Weiterentwicklung des auf den MicroMAS (Micro-​sized Microwave Atmospheric Satellite) Satelliten erprobten Instruments, konnten die Satelliten Daten zum Niederschlag, zur Temperatur und zur Luftfeuchtigkeit sammeln. Die gewählte Bahn mit 30° Bahnneigung, zwei Bahnebenen und die gleichmäßige Verteilung der Satelliten auf ihr erlaubte es der Mini-​Konstellation, stündlich Daten zu Tropenstürmen (Hurrikanen oder Taifunen) zu übermitteln und so etwa Evakuierungen frühzeitiger einzuleiten. Denn bisher lieferten die großen meteorologischen Satelliten derartige Informationen nur etwa alle sechs Stunden. Langfristig hofften die Wissenschaftler zudem auf ein besseres Verständnis von Entstehung und Entwicklung der Stürme sowie Datenreihen, die helfen konnten, die Klimamodelle zu verbessern. Statt auf die noch ungeflogene Astra Rocket 4 setzte die NASA schließlich auf die Electron Rakete von Rocket Lab. Zwei Starts wurden im November 2022 gebucht und Rocket Lab garantierte die Durchführung rechtzeitig vor Beginn der 2023er Wirbelsturm-​Saison. Geplant waren die Starts zunächst von Wallops Island, wurden dann aber vom Māhia Spaceport in Neuseeland durchgeführt, um die Termine im Mai 2023 sicher einhalten zu können. Der erste Start wurde dabei für den 01.05.2023 geplant. Doch die „Rocket Like A Hurricane“ Mission wurde ausgerechnet Opfer einer Schlechtwetterfront. Eine Woche später hatte sich das Wetter beruhigt und die Rakete hob am 08.05.2023 von LC-​1 B auf Māhia ab. Um den 30° geneigten Orbit zu erreichen, der wegen bestehender Überflugverbote weder von Wallops Island noch von Māhia direkt angeflogen werden konnte, mußten die Missionsplaner diesmal zu einem „Trick“ greifen. Entgegen der üblichen Vorgehensweise mußte diesmal bereits die Zweitstufe der Electron die Bahn in der gewünschten Höhe zirkularisieren, wo dann die Kickstufe die Bahnebene verschob. Zudem fand das kritische Manöver außerhalb der Funksicht statt. Erst beim Überflug einer Bodenstation in Portugal kam die erleichternde Nachricht. Beide Satelliten, TROPICS 05 und TROPICS 06, meldeten sich aus dem gewünschten Orbit.