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Start der CZ-2C-III mit den beiden Macau Wissenschaftssatelliten und  Luojia 2-01

Die CGWIC (China Great Wall Industry Corporation) realisierte am 21.05.2023 den Start einer CZ-2C-III vom Traditions-​Raumfahrtgelände Jiuquan im Rahmen eines kommerziellen Kontrakts. Dabei gelangten drei Anwendungs– bzw. Forschungssatelliten in den Orbit. Auftraggeber und Hersteller der Hauptnutzlast war die Universität Wuhan, an der der international renommierte Professor (und Mitglied der Chinesischen Akademie der Wissenschaften) Li Deren eine bedeutende Schule für Photogrammetrie und Erderkundung etabliert hatte. Mit dem nun gestarteten Luojia 2 – 01  bzw. Guangyin 2 Satelliten hatte das dort ansässige Institut für Geodäsie, Kartographie und Fernerkundung seit 2018 drei technologisch vollkommen unterschiedliche Fernerkundungssatelliten realisiert. Der kleine 20 kg Satellit Luojia 1 – 01  nutzte den Lumineszenz Effekt, um speziell nachts Erdaufnahmen anzufertigen. Erst im Januar 2023 war Luojia 3 – 01  gestartet worden, ein innovativer Videosatellit, dessen Aufnahmen (mit bis zu 70 cm Auflöung) nahezu in Echtzeit (acht Minuten verzögert) von den Endanwendern auf ihren mobilen Endgeräten abgerufen werden konnten. Bei Luojia 2 – 01  setzte das Team nun auf ein Ka-​Band Radar, das in insgesamt acht Modi betrieben werden konnte, wobei im „Lupenmodus“ eine Auflösung im Zentimeterbereich erreicht werden sollte. Im Erfolgsfall plante die Universität in Kooperation mit der Verwaltung der Millionenstadt Yantai zwischen 2027 und 2030 unter dem Namen Dongfang Huiyan (engl. Orient/Eastern Smart Eye) den Aufbau einer gemischten Konstellation aus 200 optischen und Radar-​Satelliten.
Interessant waren auch die Missionen der beiden Aomen Kexue (Aomen = Pinyin für Macau, Kexue = Wissenschaft) Forschungssatelliten. Beide wurden im Rahmen eines Projekts der Macau University of Science and Technology (MUST) realisiert, aber von der Dongfanhong Space Satellite Co. der CAST (Aomen Kexue 1 A) bzw. einem Team der Northwest Polytechnic University (NWPU) in Xi’an (Aomen Kexue 1 B) gebaut. Ursprünglich war der Start der Aomen Kexue Mission noch für 2021 erwartet und dann für Ende 2022 angekündigt worden. Unter den Bedingungen der COVID-​19  Pandemie verzögerte sich die Integration der Nutzlasten aber erheblich, auch weil einige Experimente aus dem Ausland stammten. Der Aoke 1 A Satellit ähnelte nicht nur optisch einem der Swarm Satelliten der ESA, er hatte auch eine ähnliche Mission. Entsprechend war er mit einer ganzen Suite an hochpräzisen Magnetometern ausgerüstet. Anders als die Swarm Satelliten operierte er aber nicht auf einer nahezu polaren Bahn, sondern auf einem 41° zum Äquator geneigten Orbit. Erstmals sollte er Magnetfeld– und Teilchenstudien bezüglich der Südatlantischen Anomalie aus einem solchen Orbit unternehmen. Auch wenn der Aoke 1 B Teil des Wissenschaftsprojekts von Macau war, erfolgte seine Umsetzung praktisch in Eigenregie der NWPU. Politisch wurde diese Kooperation als bedeutendes Integrationsprojekt für die ehemalige portugiesische Kolonie Macau herausgestellt. Der Satellit flog in einem sonnenorientierten Modus und verfügte (wie auch Aoke 1 A) über ein Elektronenspektrometer und einen Röntstrahlengendetektor SXD (Solar X-​ray Detector) zur Überwachung von Sonneneruptionen und Untersuchungen der solaren Aktivität im Energiebereich zwischen 1 und 600 keV.