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KSLV-II F3 Mission

Der Erfolg der zweiten KSLV-II „Nuri“ Rakete (der Jungfernflug war im Oktober 2021 knapp gescheitert) gab dem südkoreanischen Raumfahrtprogramm neuen Schwung. Unerwartet hatte das nationale Trägerprojekt 2022 an Bedeutung gewonnen, als nach dem russischen Überfall auf die Ukraine die meisten ausländischen Startkontrakte für russische Raketen gekündigt wurden. Auch Südkorea schloß sich dem an und setzte nun noch stärker auf eigene Kapazitäten, aber auch die Kooperation mit westlichen Partnern. So wuchs die Liste der Nutzlasten für den für das Frühjahr 2023 geplanten nächsten Start der KSLV-​II noch an. Für eine noch in der Erprobungsphase befindliche Rakete nahm sich die Terminverzögerung von wenigen Wochen bis zum tatsächlichen Starttermin am 25.05.2023 bescheiden aus. Am Tag zuvor war der Countdown auf dem Naro Space Center in Goheung (Provinz Jeonnam) noch abgebrochen worden, nachdem ein Kommunikationsproblem zwischen zwei Computern auf dem Startkomplex bzw. im Kontrollzentrum bemerkt worden war. Am nächsten Tag gab es dann aber einen reibungslosen Countdown und Start. Hauptnutzlast war der experimentelle X-​Band Radar-​Satellit NEXTSat 2 des KAIST (Korea Advanced Institute of Science and Technology). Zwar wurde das Radar des Satelliten vom Hersteller als hochauflösend charakterisiert, doch selbst für einen 180 kg Satelliten war die angegebene Auflösung von 3 bis 7 m international gesehen eher Mittelmaß. Ziel war es dennoch, die Technologie zukünftig kommerziell zu vermarkten. Neben dieser technologischen bzw. anwendungsorientierten Mission hatte der Satellite noch eine wissenschaftliche. Sein Cosmic Radiation Observatory sollte die Protonen– und Neutronenabsorptionsdosen in der erdnahen Umlaufbahn messen. Weitere Nutzlasten diesnten der Verifikation technologischer Lösungen. Bei den anderen sieben Satelliten der KSLV handelte es sich um CubeSats. Lumir-​T1 stammte von der Lumir Inc., die damit zum ersten südkoreanischen Privatunternehmen mit einem eigenen solchen Satelliten wurde. Lumir plante Strahlungsmessungen im All und arbeitete ebenso an Verfahren zur Abschirmung empfindlicher Komponenten wie an Fehlerdetektions– und –selbstheilungsverfahren. Für das Projekt des 3U CubeSats JAC alias JLC-​101-​v1  hatten sich drei südkoreanische Unternehmen mit ihren unterschiedlichen Kompetenzen zusammengeschlossen: Justek, Austek und CosmoWorks. Ihr Satellit sollte Erdaufnahmen mit einer Auflösung von etwa 4 m übertragen. Leider gab es nach dem Aussetzen des Satelliten kein Signal von ihm. KSAT3U, ebenfalls ein 3U CubeSat, war von der Kairospace Co. Ltd. gebaut worden. Das im Segment der Kamerasysteme u.a. für Satelliten bereits erfahrene Unternehmen wollte mit seinem Satelliten mittels einer Polarisationskamera Aufnahmen der Erdoberfläche, speziell aber von meteorologischen Phänomenen, gewinnen. Außerdem sollte mit KSAT3U die Wirksamkeit eines sogenannten De-​Orbit Device demonstriert werden. Mit den vier 6U CubeSats des Small Scale Magnetospheric and Ionospheric Plasma Experiment sollten im Formationsflug wissenschaftliche Beobachtungen temporaler und räumlicher Variationen kleiner (<200 km) Plasmastrukturen in der Ionosphäre bzw. Magnetosphäre unternommen werden. Dazu waren die SNIPE Satelliten mit Langmuir-​Sonden, Fluxgate-​Magnetometern, Gammastrahlen-​Burst-​Detektor und einem Hochenergie-​Teilchendetektor ausgerüstet. Um die Position der Satellit untereinander wie gewünscht variieren zu können, verfügten sie über Kaltgas-​Triebwerke. Wissenschaftliche Daten und technische Telemetrie sollten im UHF– bzw. S-​Band übertragen werden, jedoch konnten die Satelliten auch mittels eines Iridium-​Modem kommunizieren. Leider war das SNIPE (Toyosat) Projekt von Problemen betroffen. War zunächst das erfolgreiche Aussetzen aller Nutzlasten vermeldet worden, verdichteten sich später die Hinweise darauf, daß SNIPE 3 „Dasol“ wohl nie aus dem Startcontainer ausgestoßen worden war. Von SNIPE 1 „Garam“, SNIPE 2 „Narae“ und SNIPE 4 „Raon“ konnten hingegen Signale empfangen werden. Das Wissenschaftsteam des KASI (Korea Astronomy and Space Science Institute) zeigte sich jedoch optimistisch, die Forschungsziele auch unter diesen Umständen zu erreichen.