Address:
die zum Start aufgestellte Sojus-2.1a mit dem Kondor-FKA №1 Satelliten
Kondor-FKA 1 in der Stützstruktur vor der Montage auf der Fregat

Aufbauend auf den Erfahrungen mit den Kondor und Kondor-​E Satelliten zur Erdbeobachtung (letzterer unter dubiosen Umständen vom südafrikanischen Militär bestellt) fand das Projekt eines zivilen S-​Band Radarsatelliten unter dem Namen Kondor-​FKA im Jahr 2014 Eingang ins russische Raumfahrtprogramm. Im Kern wurden die Systeme vom Prototypen bzw. ersten Serienmodell der Kondor Reihe übernommen: die Radarantenne vom OKB MEI des gleichnamigen Moskauer Energetischen Instituts und die Radartechnologie von JSC „Vega“ (dem führenden russischen Staatsunternehmen auf diesem Gebiet). Neu war hingegen wohl der nicht-​hermetische Satellitenbus von ONPP „Technologija“. Dessen Einsatz sollte die Lebensdauer von 3 – 5  auf 10 – 12  Jahre verlängern helfen. Wie eigentlich alle russischen Satellitenprojekte der ersten und zweiten Dekade des 21. Jahrhunderts litt auch die Kondor-​FKA Entwicklung unter erheblichen Verzögerungen. Zu einem erheblichen Teil waren diese auf die westlichen Sanktionen nach der Annexion der Krim durch Rußland zurückzuführen. Im Vergleich zu anderen Projekten nahm sich die Verspätung des ersten Kondor-​FKA Satelliten von drei bis vier Jahren sogar noch bescheiden aus. Der ursprüngliche Plan, den Satelliten mit einer Rockot-KM von Plesetsk zu starten, war rasch hinfällig geworden. Und so war der Start mit einer Sojus-2.1a 14A14 mit Fregat 14S44 Bugsierstufe vom neuen Kosmodrom Wostotschny verkündet worden. Das bescherte den Entwicklern offenbar einige neue Probleme. Als nämlich erste Bilder von der Startvorbereitung veröffentlicht wurden, zeigten sie den Satelliten, speziell seine gefaltete Radarantenne, in einer so nie zuvor gesehenen Gitter-​Rohr-​Konstruktion. Diese wurde mit in die Nutzlastverkleidung geschoben. Nach unterschiedlichen Expertenmeinungen bildete diese entweder die Struktur der Nutzlastverkleidung der zum Start der bisherigen Kondor eingesetzten Strela 14A036 Raketen nach oder stützte die empfindliche Antenne beim Aufrichten der Sojus-​Rakete aus der Horizontalen in die Vertikale (bei der aus einem Silo startenden Strela blieb der Kopfblock mit der Nutzlast bis zum Aufsetzen auf die Rakete stets in der Vertikalen). Nach Überwindung aller Schwierigkeiten im Vorfeld verlief die Startvorbereitung in Wostotschny offenbar weitgehend reibungslos. Der Starttermin 26.05.2023 konnte jedenfalls eingehalten werden und Kondor-​FKA 1  erreichte den geplanten sonnensynchronen Orbit in 500 km Höhe. Der Start wurde von russischen Propagandisten bejubelt, weil er dem russischen Militär endlich die angeblich bis dahin fehlende Allwetter-​Aufklärungsfähigkeit im Krieg mit der Ukraine gab. Das ging allerdings an den Tatsachen vorbei. Zwar mangelte es Rußland tatsächlich an satellitengestützten Aufklärungskapazitäten. Zu den wenigen einsatzbereiten Aufklärungssatelliten zählten allerdings auch solche auf Radarbasis. Und die Kondor-​FKA Auflösung von bestenfalls 1 m im Lupenmodus war militärisch nicht eben überragend. Gegen eine massive militärische Nutzung sprach auch die Veröffentlichung eines Handbuchs, das sich an potentielle zivile Nutzer der Radardaten wandte. Zumindest auffällig war auch der Verzicht auf die mittlerweile allgegenwärtigen militärischen Symbole der „Spezialoperation“ in der Ukraine. Lediglich am mobilen Montageturm des Sojus Startkomplexes prangte unübersehbar ein „V“ in den Farben des Sankt-​Georgs-​Bandes.