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die aufsteigende CZ-2F/G Rakete mit Shenzhou 16
Shenzhou 16 im Anflug auf die Raumstation
Shenzhou 16 unmittelbar nach dem Ankoppeln
Öffnen der Luftschleusen-Luke zum Shenzhou 16 Raumschiff

China hatte sich zur Übergabe des Kommandos über seine Raumstation „Tiangong“ von der Shenzhou 15 Besatzung auf ihre Nachfolger für einen „fliegenden Wechsel“ entschieden. Da die Kapazitäten des Lebenserhaltungssystems der Station beim gleichzeitigen Aufenthalt von sechs Raumfahrern maximal gefordert waren, wurde die Übergabephase aber bewußt kurz gehalten. Entsprechend galt es eine Reihe von Bedingungen dafür einzuhalten. Beginnend natürlich mit dem pünktlichen Start von Shenzhou 16, während gleichzeitig in Jiuquan die Startvorbereitung einer möglichen Rettungsmission durch Shenzhou 17 weit vorangetrieben sein mußte. Das gelang den chinesischen Technikern auch perfekt. Am 30.05.2023 um 01:31 UTC hob die CZ-2F/G Rakete mit dem Raumschiff und seiner dreiköpfigen Besatzung von Jiuquan ab. Deren Zusammensetzung war einerseits eine Überraschung, entsprach andererseits aber auch den Akündigungen, zukünftig vermehrt Wissenschaftlern die Gelegenheit zum Forschen auf der Station zu geben. Denn tatsächlich war die Phase des Auf– bzw. Ausbaus zunächst einmal abgeschlossen. Jing Haipeng wurde zu seinem vierten Raumflug als Kommandant berufen, begleitet von zwei Neulingen aus der zweiten Auswahlgruppe (Oktober 2020). Bordingenieur Zhu Yangzhu war bis zu seiner Aufnahme ins Raumfahrerkorps als außerordentlicher Professor an einer Hochschule für Raumfahrttechnik in Huairou tätig gewesen. Obwohl zweimal mit seiner Bewerbung für eine fliegerische Laufbahn bei der Volksbefreiungsarmee gescheitert, hatte er den Auswahlprozeß als Raumfahrer bestanden und brachte nun seinen akademischen Hintergrund in das Programm ein. Der junge Hochschuldozent an der Universität für Luft– und Raumfahrt Peking (BUAA), Gui Haichao, war als ziviler Nutzlastspezialist für das Raumfahrtprogramm ausgewählt worden — und wurde damit ziviles Mitglied des militärisch geführten Raumfahrerkorps. Nach einem siebenstündigen Anflug koppelte SZ-​16  im automatischen Regime am 30.05.2023 um 08:29 UTC an der erdzugewandten Dockingposition des „Tianhe“ Mehrfachkopplungsadapters an. Während des Freifluges testeten die Raumfahrer die Modifikationen ihres Raumschiffs gegenüber frühreren Modellen im praktischen Einsatz. Denn dieses Exemplar war das erste aus einer zweiten Serie, in die zahlreiche Verbesserungen auf Grundlage der bisherigen Erfahrungen eingeflossen und modernere Systeme aus heimischer Produktion eingeflossen waren. So war u.a. die Hauptbedientafel in der Kabine mit einem Schwerpunkt auf bessere Ergonomie überarbeitet worden. Zwar waren diese Modifikationen in langen Testreihen am Boden erprobt worden, doch nun war es ihr erster praktischer Einsatz unter realistischen Bedingungen. Nach der Begrüßung an Bord durch die SZ-​15  Besatzung begann die viertägige Übergabeprozedur der laufenden Experimente und Systeme. Einen Tag vor seiner Rückkehr zur Erde übergab der bisherige Kommandant Fei Junlong in einer kleinen Zeremonie die Station an seinen Nachfolger. Damit begann der nächste, auf etwa fünf Monate Dauer konzipierte, bemannte Zyklus.
Mit dem Start von SZ-​16  war ein neuer Rekord in der Geschichte der Raumfahrt aufgestellt worden: erstmals befanden sich zeitgleich siebzehn Personen (aus China, Rußland, Saudi-​Arabien, den USA und den Vereinigten Arabischen Emiraten) im Erdorbit.