Der lange erwartete und dann auch offiziell angekündigte Start des nächsten nordkoreanischen Satelliten erfolgte schließlich am 30.05.2023 vom Raketentestgelände Sohae an der koreanischen Westküste. Obwohl der Start offiziell von der zivilen Raumfahrtorganisation NADA (National Aerospace Development Administration) durchgeführt wurde, verlautete im Vorfeld ganz direkt, daß es sich bei der Nutzlast um einen militärischen Aufklärungssatelliten handeln würde. Entgegen der in der Tradition Nordkoreas begründeten Tradition erfolgte der Start nicht anläßlich eines nationalen Feiertages. Dennoch standen die Beteiligten unter großem Druck. In den Tagen und Wochen vor dem Termin hatte sich der „Oberste Führer“ des Landes, Kim Jong-​un, demonstrativ vor Ort über den Stand der Arbeiten informieren lassen. Das zum Start eingesetzte Raketenmodell, in einer Pressemeldung als Chollima-​1 bezeichnet, überraschte Beobachter. Hatte Nordkorea in den letzten ca. fünf Jahren mit seinen verbotenen Tests von Interkontinentalraketen mit Fest– und Flüssigtreibstoff für Furor gesorgt, zeigte die Trägerrakete kaum erkennbare Gemeinsamkeiten. Dennoch handelte es sich offenbar um eine Neuentwicklung (eventuell auf Basis der Hwasong-​17  ICBM). Auffallend war die sehr großvolumige und überkalibrige Nutzlastverkleidung. Nordkorea hatte offenbar noch weitergehende Ambitionen. Doch der Start des Manligyeong 1 Satelliten (auch zu Malligyong 1 romanisiert) endete in einem Fehlschlag. Die Probleme traten nach der Stufentrennung bei der Zündung der Zweitstufentriebwerke auf, wie die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA in einem seltenen Fall von Offenheit berichtete. Trümmer, wahrscheinlich der ausgebrannten Erststufe, stürzten in der ausgewiesenen Sperrzone ins Meer und wurden von südkoreanischen Marineeinheiten zur Untersuchung geborgen. Nordkorea kündigte eine Untersuchung des Fehlstarts an — und eine baldige Wiederholung.