Nach dem ersten erfolgreichen Start der SLV-3 Rakete wandten sich die ISRO Experten einem weitaus anspruchsvolleren Projekt zu. Langfristiges Ziel war der Start eigener Kommunikationssatelliten auf geostationäre Bahnen. Mindestens ebenso wichtig für die indische Volkswirtschaft, die Sicherstellung der Nahrungsmittelversorgung und den Katastrophenschutz waren aber die IRS Erderkundungssatelliten, von denen das Land in den nächsten Jahren eine Reihe zu starten gedachte. Und dabei wollte man möglichst bald unabhängig von ausländischen Startdienstleistern werden. Eines der Verfahren, das bei der geplanten PSLV Rakete sicher beherrscht werden mußte, war die parallele Stufung mit großen seitlichen Feststoffboostern. Diese und weitere technische Lösungen sollten mit der ASLV (Augmented Satellite Launch Vehicle) erprobt werden. Da man bei dieser Rakete durchweg auf erprobte Stufen setzte, erwarteten die Ingenieure keine erheblichen Probleme. Bestärkt wurden sie darin durch den erfolgreichen Testflug einer Rohini SO-300 – 200 Experimentalrakete am 16.10.1985. Zwei RH-200 Raketen bildeten die Booster (Nullstufe), eine RH-300 die Zentralstufe, die nach Brennschluß der Booster gezündet wurde.
Dieses Verfahren übernahm man für die ASLV. Zwei nur unwesentlich modifizierte SLV-3 Erststufen wurden seitlich als Booster an einer dritten (der erst nach 44 s Flug zündenden Erststufe) montiert. Die Erststufe erhielt allerdings eine Düse mit einem für geringeren Luftdruck optimierten Entspannungsverhältnis. Auch die zweite Stufe wurde mit nur geringen Änderungen von der SLV-3 übernommen. Alle drei Stufen erhielten allerdings einen neuen Treibstoff. Das bisherige PBAN (Polybutadiene-Acrylic Acid-Acrilonitrile) wurde durch ein HTPB (Hydroxyl Terminated Poly-Butadiene) aus eigener Produktion ersetzt. Ihre Treibsätze wurden als Sterninnenbrenner ausgeführt. Zentralstufe und Strap-Ons mußten aufgrund ihrer Größe aus drei Segmenten zusammengesetzt werden. Dies und die schweren Gehäuse der Boostersegmente aus hochfestem 15 CDV 6 Stahl führte zu einem ungünstigen Masseverhältnis. Am schlechtesten schnitt hierbei die zweite Stufe ab. Die Düsen der Booster waren für eine bessere Stabilisierung um 9° abgewinkelt. Booster und Erststufe waren zudem mit einem Secondary Injection Thrust Vector Control (SITVC) System für die Kontrolle um die Nick– und Gierachse ausgerüstet. Es basierte auf der Einspritzung einer Strontiumperchlorat-Lösung in die Triebwerksdüse. Zwei Kleintriebwerke auf Basis von Rotrauchender Salpetersäure (RFNA) und Hydrazin besorgten die Rollkontrolle in der Startphase. Das Rollkontroll-System der Erststufe basierte hingegen auf katalytisch zersetztem Hydrazin. Für die dritte und vierte Stufe blieb es bei dem eigenentwickelten HEF-20 (High Energy Fuel), einem CTPB (Carboxyl-Terminated Polybutadiene) Substitut. Während das Motorgehäuse der dritten Stufe weiterhin aus glasfaserverstärktem Kunststoff gefertigt wurde, setzte man bei der letzten Stufe zur Massereduzierung auf Kohlefasern. Zudem wurde die Triebwerksdüse versenkt ausgeführt, um die Baulänge kompakt zu halten. Kleintriebwerke auf RFNA/Hydrazin Basis stabilisierten die dritte Stufe um alle drei Achsen. Dagegen kam bei der vierten Stufe wieder katalytisch zersetztes Hydrazin als Arbeitsmedium zum Einsatz. Zudem wurde die vierte Stufe unter Einsatz von vier kleinen Feststofftriebwerken spinstabilisiert. Die Halbschalen der auf einen Durchmesser von 1 m aufgeweiteten Nutzlastverkleidung waren aus Aluminium-Legierungen gefertigt.
Gesamtsystem | |
Nation | Indien (ISRO) |
Bezeichnung(en) | ASLV |
Entwicklungszeitraum | 1982 – 1992 |
erster Start | 24.03.1987 (Fehlstart) |
Einsatzzeitraum | 1987 – 1994 |
Stufenzahl | 5 |
Gesamthöhe | 23,85 m |
Basisdurchmesser Zentralstufe | 1,00 m |
max. Nutzmasse | ca. 150 kg auf 400×400 km @ 47° |
Startmasse | ca. 41.700 kg |
Startschub | 1.290 kN |
Nullstufe | |
Hersteller | ISRO |
Bezeichnung(en) | AS0 |
Länge | ca. 10,7 m |
Durchmesser | 1,00 m |
Leermasse | 2× ca. 3.000 kg |
Treibstoffmasse | 2× 8.995 kg |
Gesamtmasse | 2× ca. 11.600 kg [] |
Antrieb | je 1 Feststofftriebwerk |
Treibstoff | Feststoff HTPB |
Startschub [] | 2× 645 kN [] |
spezifischer Impuls (Vakuum) | 260 s |
Brenndauer | 47 s |
1. Stufe | |
Hersteller | ISRO |
Bezeichnung(en) | AS1 |
Länge | ca. 10,2 m |
Durchmesser | 1,00 m |
Leermasse | |
Treibstoffmasse | 8.935 kg |
Gesamtmasse | ca. 11.800 kg |
Antrieb | 1 Feststofftriebwerk |
Treibstoff | Feststoff HTPB |
Vakuumschub [] | 662 kN [] |
spezifischer Impuls (Vakuum) | 260 s |
Brenndauer | 48 s |
2. Stufe | |
Hersteller | ISRO |
Bezeichnung(en) | AS2 |
Länge | 6,37 m |
Durchmesser | 0,80 m |
Leermasse | |
Treibstoffmasse | 3.205 kg |
Gesamtmasse | ca. 4.400 kg [] |
Antrieb | 1 Feststofftriebwerk |
Treibstoff | Feststoff HTPB |
Vakuumschub [] | 269 kN [] |
spezifischer Impuls (Vakuum) | 277 s |
Brenndauer | 39 s |
3. Stufe | |
Hersteller | ISRO |
Bezeichnung(en) | AS3 |
Länge | 2,25 m [] |
Durchmesser | 0,80 m |
Leermasse | |
Treibstoffmasse | ca. 1.080 kg |
Gesamtmasse | ca. 1.750 kg [] |
Antrieb | 1 Feststofftriebwerk |
Treibstoff | Feststoff HEF-20 |
Vakuumschub [] | 89 kN [] |
spezifischer Impuls (Vakuum) | 280 s |
Brenndauer | 47 s |
4. Stufe | |
Hersteller | ISRO |
Bezeichnung(en) | AS4 |
Länge | ca. 1,4 m |
Stufendurchmesser | 0,65 m |
Leermasse | |
Treibstoffmasse | 320 kg |
Gesamtmasse | 510 kg [] |
Antrieb | 1 Feststofftriebwerk |
Treibstoff | Feststoff HEF-20 |
Vakuumschub [] | 32 kN [] |
spezifischer Impuls (Vakuum) | 280 s |
Brenndauer | 33 s |
Nutzlastverkleidung | |
Länge über Endstufe | ca. 3,2 m |
max. Durchmesser | ca. 1,0 m |
Quellen:
SPACE india, 1/1987SPACE india, April-June 1992
SPACE india, April-June 1994
CURRENT SCIENCE, Vol. 66, No. 6: Augmented Satellite Launch Vehicle (ASLV)
CURRENT SCIENCE, Vol. 66, No. 12: ASLV-D4/SROSS-C2 Mission