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L-​4 S

Trägerrakete

L-4S

Mitte der 1950er Jahre begannen an der Universität von Tokio erste Arbeiten zur Entwicklung kleiner Feststoffraketen. Zunächst handelte es sich dabei um die sogenannten „Bleistift“ Raketen von nur 23 cm Länge. Doch die Entwicklung machte rasch Fortschritte und erhielt Auftrieb durch die Teilnahme Japans am Internationalen Geophysikalischen Jahr. Die Avionics and Supersonic Aerodynamics (AVSA) Studien-​Gruppe der Universität Tokio plante mit der modernen Feststoffrakete Omega die Teilnahme am IGJ. Doch die Entwicklung verlief schleppend, so daß nur die kleinere Kappa Rakete bereitstand. 1958 erreichte die Kappa-​6  eine Höhe von 60 km. Weiterentwicklungen konnten sogar exportiert werden. Nun reiften Pläne für ein eigenes Satellitenprogramm. 1962 konnte das neue Startgelände Uchinoura in der Präfektur Kagoshima eingeweiht werden. 1964 wurde das Institute of Industrial Science der University of Tokyo zum Institute of Space and Astronautical Science (ISAS) umgewandelt. Die dreistufige Lambda L-​3 S Rakete erreichte bereits Gipfelhöhen von bis zu 1.000 km. Eine Variante, die L-​3 H (100 kg auf 1.800 km), bildete dann auch die Grundlage für den vierstufigen Satellitenträger Lambda L-​4 S. Eine Viertstufe mit fest verbundener Nutzlast sowie zwei Feststoffbooster sollten den zusätzlichen Schub für den Einschuß auf eine relativ hohe Umlaufbahn liefern. Doch 1967 – 1967  kam es zu drei Fehlstarts in Folge, die alle auf Probleme bei der Stufentrennung zurückzuführen waren. Nach dem letzten dieser Fehlstarts kamen die Starts von Uchinoura ganz zum Erliegen, da die ortsansässigen Fischer gegen das Startgelände protestierten. Erst im September 1968 konnte eine Lösung gefunden werden, die noch heute Bestand hat. Starts dürfen seither nur noch in zwei Perioden zwischen Mitte Januar und Ende Februar sowie zwischen Ende Juli und Ende September erfolgen. Im September 1969 scheiterte auch der vierte Startversuch der Lambda L-​4 S. Doch das nächste „Startfenster“ im Februar 1970 konnten die Techniker der ISAS nutzen. Ohsumi, Japans erster Satellit erreichte eine stabile Umlaufbahn. Japan war fortan die vierte Weltraummacht. Die Lambda L-​4 S wurde nach diesem Flug nicht mehr eingesetzt, bereitete aber den Weg für die weitaus erfolgreichere Mu-​Serie.


Gesamtsystem
Nation Japan (ISAS
Bezeichnung(en) L-​4 S, Lambda 4 S 
Entwicklungszeitraum 1963 – 1970 
erster Start 26.09.1966 (Fehlstart) 
Einsatzzeitraum 1966 – 1970 
Stufenzahl 4 + 2 Feststoffbooster 
Gesamthöhe 16,52 m 
Basisdurchmesser 0,74 m 
max. Nutzmasse 23 kg (250 km Kreisbahn) 
Leermasse ca. 2.400 kg 
Treibstoffmasse
Startmasse 9.399 kg 
Startschub 618 kN 
Feststoff-​Starthilfen
Hersteller Nissan Motor Co. 
Bezeichnung(en)
Länge 5,77 m 
Durchmesser 0,31 m 
Leermasse je 190 kg 
Treibstoffmasse
Gesamtmasse je 503 kg 
Antrieb je 1 Feststofftriebwerk 
Treibstoff Treibstoff 
Startschub je 127,5 kN 
spezifischer Impuls (Seehöhe)
Brenndauer 7 s 
1. Stufe
Hersteller Nissan Motor Co. 
Bezeichnung(en)
Länge 8,38 m 
Durchmesser 0,74 m 
Leermasse
Treibstoffmasse
Gesamtmasse 4.976 kg 
Antrieb 1 Feststofftriebwerk 
Treibstoff Feststoff TPH 
Startschub 363 kN 
spezifischer Impuls (Seehöhe)
Brenndauer 29 s 
2. Stufe
Hersteller Nissan Motor Co. 
Bezeichnung(en)
Länge 3,93 m 
Durchmesser 0,74 m 
Leermasse
Treibstoffmasse
Gesamtmasse 2.748 kg 
Antrieb 1 Feststofftriebwerk 
Treibstoff Feststoff TPH 
Vakuumschub 115 kN 
spezifischer Impuls (Vakuum)
Brenndauer 38 s 
3. Stufe
Hersteller Nissan Motor Co. 
Bezeichnung(en)
Länge 2,96 m 
Durchmesser 0,50 m 
Leermasse
Treibstoffmasse
Gesamtmasse 832 kg 
Antrieb 1 Feststofftriebwerk 
Treibstoff Feststoff TPH 
Vakuumschub 65 kN 
spezifischer Impuls (Vakuum)
Brenndauer 27 s 
4. Stufe
Hersteller Nissan Motor Co. 
Bezeichnung(en)
Länge 0,58 m 
Stufendurchmesser (verkleidet) 0,48 m 
Leermasse 11 kg 
Treibstoffmasse 88 kg 
Gesamtmasse 99 kg 
Antrieb 1 Feststofftriebwerk 
Treibstoff Feststoff TPH 
Vakuumschub 8 kN 
spezifischer Impuls (Vakuum)
Brenndauer 31 s 
Nutzlastverkleidung
Länge über Endstufe 2,09 m 
max. Durchmesser 0,48 m