Das kommunistische Nordkorea, das in den 1950er und 1960er Jahren diverse Waffensysteme vor allem aus der Sowjetunion und China bezogen hatte, begann etwa ab 1968 mit einem eigenen ballistischen Raketenprogramm zur Stärkung seiner Militärmacht. Ein Jahrzehnt später erhielten diese Bemühungen eine neue Qualität im Zusammenhang mit dem nationalen Atomwaffenprogramm. Zu diesem Zeitpunkt verweigerte die Sowjetunion aufgrund zunehmender politischer Differenzen die Lieferung von Raketen größerer Reichweite. Lediglich mobile Raketenwerfer und einige Batterien für die Küstenverteidigung wurden geliefert. Nordkorea suchte daher Kontakt zu China und 1976 beteiligten sich eigene Experten an der Entwicklung der chinesischen taktischen Rakete DF-61 . Als das Programm 1978 von China abgebrochen wurde, hatte man immerhin wertvolle Informationen gesammelt. Diese waren sehr nützlich für Nordkorea, als man (nach widersprüchlichen Angaben) 1976 oder 1981 zwei ägyptische Scud-B Raketen erwarb. Die aus sowjetischen Waffenlieferungen stammenden Raketen wurden gründlich analysiert und bildeten wohl die Grundlage für einen Nachbau im eigenen Land. Als 1984 die ersten Testschüsse mit Scud-B Hwasong 5 Raketen begannen, handelte es sich vermutlich um Raketen aus eigener Produktion. Ein Jahr später begann die vom Iran finanziell unterstützte Serienproduktion der Rakete, von der später nennenswerte Stückzahlen u.a. in den Iran exportiert wurden. Ende der 80er Jahre wurde die Produktion eines verbesserten Scud-C Modells (alias Hwasong 6) mit verdoppelter(?) Reichweite aufgenommen. Etwa gleichzeitig wurden auch die Arbeiten an einem neuen Modell, der Nodong 1, begonnen. Statt die Zelle der Rakete weiter zu verlängern und die Charakteristika des Isajew S2.253 Triebwerks zu verbessern, vergrößerte man den Durchmesser der Rakete soweit, daß ein starr montiertes Vierkammer-Triebwerk(?) installiert werden konnte. Aerodynamische Ruder dienten der Stabilisierung der Rakete, Graphit-Strahlruder der Steuerung. Diese Auslegung erinnerte stark an chinesische Entwicklungen. Die Nodong 1 bildete auch die Grundstufe für ein noch ambitionierteres Projekt mit einer Reichweite von ca. 2.000 km, die Taepodong. Um die gewünschte Reichweite zu erzielen, wurde auf die neuentwickelte Nodong 1 über einen als Gitterkonstruktion ausgelegten Stufenadapter eine zweite Stufe aufgesetzt. Diese entsprach praktisch einer Scud-B oder Scud-C. Allerdings wurde der Schub zugunsten einer längeren Brenndauer auf etwa 50% gedrosselt. Der Erstflug der Taepodong 1 fand allerdings dreistufig statt und sollte wohl dem Start eines Satelliten dienen. Die Drittstufe erhielt einen Feststofftreibsatz und wurde drallstabilisiert ausgelegt. Welchen Ursprung diese Stufe hat, ist unbekannt. In Frage kämen die sowjetische Luftabwehrrakete S-75 , die pakistanische Hatf-1 Rakete (die wiederum auf dem französischen Stromboli Triebwerk für Höhenforschungsraketen aufbaut) oder chinesische Technik. Beim ersten und bisher einzigen Start versagte scheinbar nach 25 s eben dieses Drittstufentriebwerk. Berechnungen zeigten, daß 27 bis 28 s Brenndauer erforderlich gewesen wären, um einen Orbit zu erreichen. Obwohl Nordkorea verlauten ließ, daß der Satellit Kwangmyongsong einen stabilen Orbit erreicht habe und seine Signale auf 27 MHz abstrahle, zeigte die Radarverfolgung durch japanische und amerikanische Bodenstationen einen anderen Verlauf. Kurz vor Brennschluß kam es scheinbar zu einer Explosion in der Drittstufe. Die Trümmer setzten ihren Flug auf einer ballistischen Bahn fort und stürzten bis zu einer Entfernung von etwa 4.000 km ins Meer.
Gesamtsystem | |
Nation | Nordkorea |
Bezeichnung(en) | Taepodong-1, TD-1 ; Pekdosan-1 |
Entwicklungszeitraum | |
erster Start | 31.08.1998 (Fehlstart) |
Einsatzzeitraum | 1998-? |
Stufenzahl | 3 |
Gesamthöhe | um 26 m |
Basisdurchmesser | ca. 1,35 m |
max. Nutzmasse | ca. 50 kg (LEO) |
Leermasse | |
Treibstoffmasse | |
Startmasse | |
Startschub | ca. 306 kN |
1. Stufe | |
Hersteller | |
Bezeichnung(en) | |
Länge | ca. 13,7…14,0 m |
Durchmesser | ca. 1,35 m |
Leermasse | um 2.200 kg |
Treibstoffmasse | um 12.900 kg |
Gesamtmasse | um 15.100 kg |
Antrieb | 1 Vierkammer-Flüssigkeitstriebwerk(?) |
Treibstoff | TM-185 + AK-27I |
Startschub | ca. 306 kN |
spezifischer Impuls (Seehöhe) | |
Brenndauer | ca. 95 s |
2. Stufe | |
Hersteller | |
Bezeichnung(en) | |
Länge | um 10 m |
Durchmesser | 0,88 m |
Leermasse | |
Treibstoffmasse | |
Gesamtmasse | ca. 5.260…5.770 kg |
Antrieb | 1 Flüssigkeitstriebwerk |
Treibstoff | TM-185 + AK-27I |
Vakuumschub | ca. 56 kN |
spezifischer Impuls (Vakuum) | |
Brenndauer | ca. 171 s |
3. Stufe | |
Hersteller | |
Bezeichnung(en) | |
Länge | um 1…2 m |
Durchmesser | ca. 0,65 m |
Leermasse | |
Treibstoffmasse | |
Gesamtmasse | um 500…1.000 kg |
Antrieb | 1 Feststofftriebwerk |
Treibstoff | Feststoff |
Vakuumschub | |
spezifischer Impuls (Vakuum) | |
Brenndauer | ca. 25 s |
Nutzlastverkleidung | |
Länge über Endstufe | |
max. Durchmesser |