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Mercury Kapsel mit dem ursprünglichen Luken-Design
Alan Shepard vor dem Start in seiner „Freedom 7“ Kapsel
Bergung von Alan Shepard und „Freedom 7“
Hubschrauber-Bergung von Alan Shepard
Mercury „Freedom-7“

Amerikas Antwort auf den Raumflug von Juri Gagarin erfolgte am 05.05.1961. Nach mehreren Startverschiebungen seit dem 02.05.1961, mehrheitlich wegen ungenügender Wetterbedingungen im Zielgebiet oder am Startort hob die Mercury-​Redstone Rakete MR-​7  um 14:34 UTC schließlich von Cape Canaveral zur Mission MR-​3  ab. Auch an diesem Tag hatte man den Countdown in Summe für 3:34 h anhalten müssen. Lediglich eine Stunde davon resultierte aus planmäßigen Unterbrechungen. An Bord der Kapsel mit dem Namen „Freedom 7“ befand sich der Pilot Alan Shepard. Nach zähem Ringen war es den Astronauten gelungen, endlich auch die letzten Skeptiker davon zu überzeugen, daß nicht nur sie, sondern auch die Technik bereit für einen bemannten Flug war. Wäre es nach den Programmverantwortlichen gegangen, hätte man noch die Reihe unbemannter Tests fortgesetzt. Denn bisher war kaum einer der Flüge als uneingeschränkter Erfolg zu bewerten gewesen. Doch der Flug Gagarins machte deutlich, daß jetzt die Zeit gekommen war, das Risiko eines bemannten Fluges einzugehen. Die amerikanische Öffentlichkeit erwartete einfach eine angemessene Antwort auf die sowjetische „Herausforderung“. Und für die Astronauten, allesamt erfahrene Testpiloten, gehörte das Risiko zum Beruf. Zur Erleichterung der Beobachter stieg Shepards Redstone Rakete auf der berechneten Bahn auf und erreichte bei 186 km den Gipfelpunkt der Bahn. Die Rettungsraketen wurden abgeworfen und die Kapsel von der Rakete abgetrennt. Insgesamt arbeiteten alle Systeme nahezu unerwartet gut. Kurzzeitig übernahm Shepard die manuelle Kontrolle über das Lageregelungssystem, das exakt auf seine Eingaben reagierte. Danach nahm er gemäß seines Flugplans einige Erdbeobachtungen vor, wobei er nur durch ein Periskop nach außen blicken konnte. Kapsel #7 war nämlich die letzte aus der von McDonnell gefertigten ersten Serie. Und diese Kapseln vefügten lediglich über ein Periskop und ein winziges Bullauge. Erst Proteste der Astronauten hatten bei den späteren Mercury Kapseln zum Einbau eines brauchbaren Fensters geführt. Während des Wiedereintritts trat schließlich doch noch eine Anomalie auf, als die optische Bestätigung für den Abwurf der Bremsraketen ausblieb. Shepard übersteuerte daraufhin manuell das Signal. Der weitere Abstieg verlief wieder nach Plan und nach 15:28 min wasserte die Kapsel in Sichtweite der Bergungsflotte im Atlantik, nordöstlich der zu den Bahamas zählenden Abaco-​Inseln. „Freedom 7“ schwamm zunächst mit 60° Schräglage, richtete sich aber rasch auf. Die Bergung von Kapsel und Astronaut verlief daher sehr zügig. Ein Sikorsky HUS-​1  „Seahorse“ Hubschrauber des USMC ging über der Kapsel in die Standschwebe. Copilot 1st Ltd. George F. Cox hakte das Bergungsgeschirr in die Öse der Kapsel ein und Pilot 1st Ltd. Wayne E. Koons zog leicht an, während man darauf wartete, daß Shepard seine Kapsel verließ. Plötzlich sprang eine HF-​Antenne, die sich bis dahin nicht aufgerichtet hatte, aus ihrer Verankerung und traf den Hubschrauber am Rumpfboden, ohne jedoch Schaden anzurichten. Allerdings hätte sich Shepard um ein Haar an der nun abgebrochenen Antenne verletzt, als er an Bord der Sikorsky gehievt wurde. Nur 11 min nach dem Aufsetzen auf der Wasseroberfläche betrat Shepard bereits das Deck des Flugzeugträgers „Lake Champlain“. Hier erwartete ihn die jubelnde Besatzung und ein Anruf von US Präsident John F. Kennedy, der den Flug wie Millionen Amerikaner auch live im Fernsehen verfolgt hatte.
Mit dem Flug von „Freedom 7“ war der Rückstand auf die Sowjetunion in der Raumfahrt in den Augen der Öffentlichkeit wieder erheblich geschrumpft. Zwar stand der erste echte Raumflug auf einer Erdumlaufbahn für das Mercury Programm noch aus. Nach all den Fehlschlägen im Mercury Programm und den demütigenden Fehlstarts seit 1957 hatte man aber dennoch gewaltig aufgeholt. Dementsprechend wurde Shepards Flug in den nächsten Tagen auch von den Medien gefeiert. Nur Eingeweihte wußten, welchen Vorsprung die Sowjetunion sich tatsächlich erarbeitet hatte. Denn die NASA stand noch vor der Aufgabe, eine neue Trägerrakete tauglich für bemannte Missionen zu machen und auch die Kapsel benötigte noch erhebliche Anpassungen für orbitale Missionen.