Address:
Start der TAT-Agena D mit dem ersten LANYARD Satelliten
Nach dem weitgehend erfolglosen Versuch der USAF, mit den SAMOS E-​5  Satelliten hochauflösende Aufklärungsfotos zu gewinnen, unternahm das NRO im Rahmen des CORONA Programms einen neuen Anlauf, ein solches System zu installieren. Konkret hatte der angenommene Aufbau neuer ABM-​Stellungen um das damalige Leningrad (und einer gewaltigen Radaranlage bei Talinn) den Auswertern vor Augen geführt, daß die inzwischen nahezu kontinuierlich verfügbaren Fotos der KH-​4 Kameras auf den CORONA Satelliten diesem Anspruch nicht genügten. Die CIA wandte sich daher an das NRO mit der Frage, ob man kurzfristig die gewünschten Informationen beschaffen könne. Als Lösung bot sich die Integration der nach dem Abbruch des SAMOS E-​5  Programms eingelagerten verbliebenen E-​5  Kameras in ein neues Satellitenmodell an. Dieses erhielt den Codenamen LANYARD KH-​6. Fünf Satelliten wurden bei Lockheed gefertigt, das Kamerasystem von Itek aufgearbeitet. Ziel war es, Aufnahmen mit einer Auflösung von etwa 60 cm zu gewinnen. Und dies auf einem besonders großformatigen Film. Stereobilder konnten dank eines schwenkbaren Spiegels angefertigt werden. Das alles führte aber dazu, daß das neue Satellitenmodell groß und schwer geriet. Gestartet werden konnte es daher nur mit der mit drei Feststoffboostern schubverstärkten Thor-​SLV2 A Agena-​D Rakete. Obwohl deren erster Einsatz im Februar 1963 fehlgeschlagen war, startete die USAF die Rakete bereits drei Wochen später erneut mit dem ersten LANYARD Exemplar sowie einem kleinen Satelliten zur funkelektronischen Aufklärung, Programmname P11, an Bord. Doch beide Satelliten erreichten nach dem Start am 18.03.1963 von der Vandenberg AFB keine Umlaufbahn, da gleich mehrere Kurzschlüsse (ausgelöst durch Fremdkörper) das elektrische System der Agena-​D Oberstufe trafen, was zum Ausfall der Hydraulik und einem vorzeitigen Brennschluß führte. Die Nutzlasten stürzten in den Pazifik. Der P-​11  4051 Satellit („Hitchhiker“) war trotz seiner geringen Größe erstaunlich umfangreich instrumentiert und sollte vielfältige Messungen der Verteilung, Dichte und Energie von Elektronen und Protonen vornehmen. Drei Tage vor dem geplanten Start wurden die Wissenschaftler jedoch informiert, daß die Gesamtnutzlast der Mission zu hoch lag. Wollte man die Startgelegenheit nicht verlieren, mußte die wissenschaftliche Nutzlast von 19 auf 4,5 kg verringert werden. Daraufhin reduzierten die Wissenschaftler die Ausrüstung ihres Satelliten auf einen Elektronen-​Szintillationsdetektor und einen Geiger-​Zähler. Zunächst drei dieser Satelliten waren für ein wissenschaftliches Programms beauftragt worden (später bewährte sich das P-​11  Konzept als Plattform für geheime ELINT Satelliten). Nach dem unglücklichen Start des Programms lieferten die beiden anderen (voll ausgerüsteten) Satelliten wissenschaftlich sehr bedeutsame Daten.