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Venezolaner mit der Kapsel von CORONA 1005
Mit einer Thor-​SLV2 A Agena-​D startete am 27.04.1964 von der Vandenberg AFB ein Aufklärungssatellit des CORONA-​J Programms. Obwohl der Satellit seine vorgesehene Umlaufbahn sehr präzise erreichte, endete die Mission mit einem Fehlschlag. Bei der Stufentrennung konnte in der Telemetrie eine kurze Spannungsspitze registriert werden. Diese setzte offenbar die Pyroladungen zur Abtrennung der Filmlandekapseln außer Betrieb. Davon ahnte aber zunächst niemand etwas. Vielmehr registrierte man, daß nach 350 Zyklen die sekundäre Panoramakamera ausfiel, als der Film brach. Am 30.04.1964 nach 47 Orbits wurde das Signal zur Kapseltrennung gesendet. Nichts geschah. Auf andere Kommandos reagierte der Satellit hingegen normal. So konnten seine Systeme planmäßig deaktiviert werden um schließlich zur Beschickung der zweiten Kapsel wieder hochgefahren zu werden. Bis zum 20.05.1964, als der Satellit auch den Empfang der Kommandos nicht mehr bestätigte (die Batteriekapazität war inzwischen zuweit abgesunken), wurden die Versuche fortgesetzt. Dann nahm man an, der Satellit sei im Orbit gestrandet und schließlich verglüht. Doch stattdessen sahen Beobachter in Venezuela kurz nach Mitternacht des 26.05.1964 fünf leuchtende Objekte am Himmel. Und am 07.07.1964 entdeckten Farmarbeiter nahe La Fria in der Provinz Tachira unweit der Grenze zu Kolumbien ein goldenes Objekt. Ihr Arbeitgeber versuchte vergeblich, Käufer dafür zu finden und so endeten Teile der Kapsel als Kinderspielzeug und Haushaltsutensilien. Schließlich drang die Geschichte aber doch bis nach San Christobal durch, wo Leonardo Davilla, ein Fotograf, aufmerksam wurde. Er fertigte Fotos an und informierte am 01.08.1964 telefonisch den Militärattaché der US Botschaft in Caracas. Und so fand die Kapsel mitsamt dem noch enthaltenen (aber unbrauchbar gewordenen) Film doch noch den Weg zurück in die USA. Allerdings bedurfte es einigen diplomatischen Drucks, bis sich das venezolanische Militär, das die Kapsel inzwischen in seinen Besitz gebracht hatte, von dieser trennte. Für die US Geheimdienste war im Zusammenhang mit dem Zwischenfall weniger bedeutsam, daß Teile der Kapsel von Souvenirjägern entwendet worden waren. Schlimmer war die Tatsache, daß so viele Menschen die Kapsel zu sehen bekommen hatten und immer wieder Fotos auch in der lokalen Presse auftauchten. Naheliegend war, daß die Informationen bis in die Sowjetunion vorgedrungen waren und dort ein unerwünschtes Interesse geweckt haben konnten.
Mit der Agena-​D war bei diesem Start auch ein als IPEX bezeichnetes sogenanntes Research Module in den Orbit gelangt. Welche Forschungen dieses unternehmen sollte ist nicht bekannt. Offiziellen Angaben zufolge beschädigte die registrierte Überlast im elektrischen System aber auch diese Nutzlast.