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POPPY Satellit (frühes Modell)
Beim Start einer Thor-​SLV2 A Agena-​D von der Vandenberg AFB am 11.01.1964 gelangten eine unbestimmte Anzahl von Satelliten auf ihre Umlaufbahnen. Bekannt wurden die Satelliten GGSE 1 (GGRS), SECOR 1 und SolRad 7 A.
GGSE setzte dabei die Experimente mit dem TRAAC Satelliten zur Gravitationsgradientenstabilisierung fort. Dazu war an dem Satelliten ein Ausleger mit einer Feder und daran hängender Masse angebracht. Tatsächlich war das Gravity Gradient Stabilisation Experiment aber nur ein technologisches Experiment mit dem PL 134 Satelliten aus dem NRO/US Navy Geheimprogramm mit dem Codenamen POPPY. Hauptaufgabe dieser Satelliten war die funkelektronische Aufklärung sowjetischer Militärinstallationen, wobei einer der Schwerpunkte zunehmend auf Versuchen lag, Marineeinheiten zu lokalisieren und zu klassifizieren. Dazu mußten die Satelliten nun aber in Gruppen betrieben werden, wobei die Satelliten eine stabile räumliche Lage und einen definierten Abstand untereinander einzuhalten hatten. Ein zweiter Satellit, von dem lange angenommen worden war, daß auch er ELINT Zwecken gedient haben könne, wurde beim Start als GREB bzw. GRAB bezeichnet. Die Programme Galactic Radiation Experiment Background (Galactic Radiation and Background) hatten zuvor als Tarnung für die erste Generation der US Navy ELINT Satelliten gedient. Für diesen Start ließ man die Bezeichnung nochmals aufleben und wandte sie auf die POPPY PL 135 Nutzlast an. Dritter Satellit im Bunde war POPPY PL 124. Offiziell trug der vom Naval Research Laboratory gebaute Satellit die Bezeichnung SolRad 7 A. Auch das SolRad Programm war in der Vergangenheit als Cover für die ersten ELINT Modelle genutzt worden. Vorgeblich diente der Satellit der Untersuchung des solaren Strahlungsflusses im Röntgenbereich. Tatsächlich war das aber wohl, wenn überhaupt, eine eher sekundäre Aufgabe. Im Jahr 2005 wurde die Startaufstellung des POPPY Projekts deklassifiziert, anhand derer der Start vom 11.01.1964 dem Programm zugeordnet werden konnte. Weitere 2011 freigegebene Dokumente erlaubten eine Zuordnung der einzelnen Nutzlasten. Die drei POPPY Satelliten scannten in einem überlappenden Frequenzspektrum nach sowjetischen Radarinstallationen unterschiedlicher Zweckbestimmung. Erstmals sollte diese Mission auch der Aufklärung der elektronischen Organisation des Feindes (engl. Electronic Order of Battle — EOB) dienen. Der immer leistungsfähigeren Elektronik an Bord trug man bei diesem Start mit zusätzlichen ausklappbaren Solarzellenflächen Rechnung. Während einer der Satelliten für eine Rekorddauer Daten lieferte — welcher unterliegt noch immer der Geheimhaltung, fielen die beiden anderen mit Batteriedefekten aus. Insgesamt war die POPPY V Mission aber nach den zwei vorhergehenden, bei denen die zweite Zündung der Agena-​Oberstufe mißlungen war, ein großer Erfolg. Tatsächlich lieferte das POPPY Programm mittlerweile so wichtige Erkenntnisse, daß sogar die Forderung aufgekommen war, bei dieser Mission sicherzustellen, daß auch bei einem erneuten Mißlingen der Oberstufen-​Wiederzündung noch ein brauchbarer Orbit angesteuert werden konnte. Dazu war es nun aber nicht gekommen.
SECOR 1 bzw. EGRS 1 dagegen war der erste erfolgreich gestartete geodätische Satellit dieser Baureihe. Zwei von der Cubic Corporation entwickelte TR-​27  Transponder strahlten Signale wieder aus, die von vier Standorten auf der Erde eingingen. Bei drei bekannten Positionen konnte so die unbekannte vierte ermittelt werden. Mit diesem ersten Satelliten konnte u.a. die Position verschiedener pazifischer Inseln wesentlich genauer bestimmt werden, als dies bis dahin möglich gewesen war. Generell dienten die so gewonnenen Daten aber hauptsächlich der Zielplanung für die US Atomraketen und wurden von der Geodesy, Intelligence and Mapping Research and Development Agency (GIMRADA) der US Army ausgewertet. Die projektierte Lebensdauer des Satelliten betrug ein Jahr. Tatsächlich war aber erst im September 1965 die Batteriekapazität auf ein Niveau gesunken, das keinen stabilen Betrieb mehr zuließ.
Auffällig war bei diesem Start das scheinbare Fehlen einer Hauptnutzlast. Bis heute ist nicht geklärt, ob eine solche existierte. Die USA registrierten bei der UNO jedenfalls nur vier Nutzlasten für diesen Start, interessanterweise jedoch mit den COSPAR Kennungen 1964-​001 B bis 1964-​001 E. Die Kennung 1964-​001 A, die normalerweise die primäre Nutzlast erhalten hätte, wurde bei diesem Start der Agena Stufe zugewiesen. Ein im Jahr 2012 freigegebenes NRO Dokument wies für diesen Start eine Langzeitmission der Agena aus. Zudem war das Versagen des Solarzellenantriebs nach dem Ende der primären Mission vermerkt. Welche Nutzlast die Agena trug, blieb aber weiterhin ungeklärt. Als 2015 Unterlagen zum AFTRACK Programm freigegeben wurden, das diverse sekundäre Nutzlasten auf Agena-​Stufen überwiegend zur elektronischen Aufklärung umfaßt hatte, wurde für die fragliche Mission 7210 die Bezeichnung HAYLOFT bekannt. Deren genaue Aufgabe wurde nicht offenbart. Lediglich daß ein AMIE (Analog Magnetic Instrumentation Equipment) Bandgerät mit Schrägspuraufzeichnung und ein Verschlüsselungssystem erprobt worden waren. Eine Besonderheit war zudem, daß explizit ausgewiesen wurde, daß die Nutzlast an der Front der Agena montiert war. Später veröffentlichte Unterlagen weisen auf eine Mission zur Aufklärung von potentiellen ABM Radarstationen hin (UHF Frequenzbereich 550 – 610 MHz). Bereits während des 14. Orbits war es aber zum Defekt einer zentralen Komponente der Ausrüstung gekommen. Dennoch endete die Mission erst am 30.01.1964.