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VAFB Startkomplex SLC-2E mit der Thorad-​SLV2G Agena-​D für die SERT II Mission
Eine technologische Nutzlast startete die NASA am 04.02.1970 unter dem Namen SERT II (Space Electric Rocket Test) von der Vandenberg AFB. Die Thorad-​SLV2G Agena-​D beförderte den Satelliten auf eine 1.000 km Kreisbahn. Ziel der Mission war die Erprobung elektrischer Antriebe, speziell von Ionen Triebwerken. Bereits 1964 hatte die NASA SERT I auf eine ballistische Flugbahn geschickt. SERT II war das Ergebnis 3½-​jähriger Entwicklungsarbeit am Lewis Research Center der NASA und verfügte über zwei Quecksilber-​Ionen-​Triebwerke von je 28 mN Schub. Die erwarteten Beschleunigungswerte lagen bei 4×10 –6  g, die projektierte Lebensdauer bei 10.000 h. Zur Energieversorgung kam die bis dahin größte Solarzellenanlage eines Satelliten zum Einsatz. Zwei an der Agena-​Stufe montierte Solarzellenausleger von je 5,7×1,5 m mit 33.200 Solarzellen lieferten 1,5 kW elektrischer Leistung. Die Mission von SERT II diente der Langzeituntersuchung der Einflüsse des Ionen-​Antriebs auf die Systeme des Satelliten, namentlich auf den Funkverkehr und die Solarzellenleistung. Nach einigen Systemchecks wurde das erste der beiden Quecksilber-​Ionentriebwerke am 14.02.1970 aktiviert, auf volle Leistung gefahren und wieder abgeschaltet. Anschließend startete das zweite Triebwerk. Es fiel nach 3.785 h am 23.07.1970 aus. Daraufhin wurde am nächsten Tag das erste Triebwerk wieder in Betrieb genommen und arbeitete bis zum 17.10.1970. 1973 bis 1981 wurden noch ausgiebige Triebwerks-​Restart-​Tests unternommen. Und noch bis 1991 wurden Telemetriewerte zur Alterung von bestimmten Systemen empfangen sowie der Leistungsabfall der Solarzellen protokolliert. Trotz einer Reihe technischer Probleme (insbesondere Kurzschlüsse durch erodierte Metallteilchen am Beschleunigungsgitter der Ionen-​Triebwerke) war die Mission weitgehend erfolgreich und wegweisend. Die geplante Testdauer von je 4.400 h wurde allerdings nicht erreicht, noch viel weniger kam man in die Nähe der Design-​Lebensdauer von 10.000 h. Daher vergingen wohl auch viele Jahre, bevor sich die NASA dieser Technologie wieder intensiver und vor allem im praktischen Einsatz widmete. Die Erfahrungen mit SERT führten Ende der 1990er Jahre u.a. zur Entwicklung des Antriebssystems für die Raumsonde Deep Space 1.