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HEXAGON Satellit mit Terrain-Kamera und fünfter Film-Landekapsel
Mit einer Titan-​IIID Rakete startete am 09.03.1973 von der Vandenberg AFB ein weiterer optischer Aufklärungssatellit KeyHole KH-​9 . Diese in den Medien auch unter dem Namen „Big Bird“ bekannten Satelliten waren deutlich leistungsfähiger als ihre Vorgänger. Zwei Kameras von 1,52 m Brennweite lieferten Aufnahmen von bis zu 0,6 m Auflösung (andere Quellen sprechen sogar von 0,3 m). Die Fotos konnten mit zunächst vier, später fünf, Landekapseln zur Erde zurückgeführt werden. Dank ihrer enormen Größe, die das Mitführen großer Treibstoffvorräte und damit umfangreiche Bahnmanöver über einen langen Zeitraum zuließ, blieb jeder einzelne der Satelliten über Monate hinweg aktiv. Verantwortlich für das Programm mit dem Codenamen HEXAGON war die CIA, unterstützt vom NRO. Auch heute noch unterliegen Details zu den Satelliten der Geheimhaltung, so daß über ihre wirkliche Leistungsfähigkeit viele Gerüchte kursieren. Vermutlich waren die HEXAGON Satelliten was die Auflösung ihrer optische Teleskope betraf jedoch nicht oder nur unwesentlich leistungsfähiger als die letzten CORONA Satelliten. Der Vorteil lag vielmehr darin, daß sie zur Gewinnung der Aufnahmen nicht so tief in die Atmosphäre hineintauchen mußten. In Verbindung mit dem größeren Treibstoffvorrat und mehr Filmlandekapseln ergab sich dennoch eine neue Qualität der optischen Satellitenaufklärung. Allerdings waren auch sie noch immer auf einen möglichst wolkenlosen Himmel über dem Zielgebiet angewiesen. Auch der Bedarf an hochwertigen kartografischen Aufnahmen wurde mit dem KeyHole KH-​9  System befriedigt. Erstmals kam auf der Mission 1205 im März 1973 eine entsprechende Kamera zum Einsatz, die eine eigene Rückkehrkapsel mit Film beschickte. Geplant war eine 70-​tägige fotografische Mission, davon 30 Tage, an denen das MCS (Mapping Camera System) arbeiten sollte. Abschließend sollte der Satellit noch fünf weitere Tage kontrolliert seine Mission fortsetzen. Etwa ab der Hälfte der Mission wurde eine teils abrupte Lageabweichung um die Gierachse beobachtet. Die Versuche, dies zu kompensieren, waren nur teilweise erfolgreich. Schlechte Wetterbedingungen und ungünstige Lichtverhältnisse beeinträchtigten darüber hinaus die Qualität vieler Aufnahmen. Überraschend gut waren dagegen die Bilder des MCS — die Auflösung lag 30 bis 40% höher als angenommen. Allerdings waren vorübergehende Probleme mit dem Öffnungsmechanismus der Kamerabdeckung registriert worden, die auf thermisch induzierte Verformungen der Luke bzw. des Antriebs zurückgeführt werden konnten. Die vier Kapseln der Hauptkamera wurden am 21.03., 04.04. (oder 05.04.), 18.04. (oder 19.04.) und 11.05.1973 zurückgeführt und geborgen. Die kleinere Kapsel der Terrain-​Kamera war bereits am 20.04.1973 (lt. anderen Quellen 21.04.1973) ausgestoßen worden.