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Eine USAF Titan-​IIID Rakete startete am 10.04.1974 von der Vandenberg AFB mit einem weiteren optischen Aufklärungssatelliten des Typs KeyHole KH-​9  an Bord. Diese in der Öffentlichkeit auch unter dem Namen „Big Bird“ bekannten Satelliten waren deutlich leistungsfähiger als ihre Vorgänger. Zwei Kameras von 1,52 m Brennweite lieferten Aufnahmen von bis zu 0,6 m Auflösung (andere Quellen sprechen sogar von 0,3 m). Die Fotos konnten mit wenigstens vier Landekapseln zur Erde zurückgeführt werden. Dank ihrer enormen Größe, die das Mitführen großer Treibstoffvorräte und damit umfangreiche Bahnmanöver über einen langen Zeitraum zuließ, blieb jeder einzelne der Satelliten über Monate hinweg aktiv. Verantwortlich für das Programm mit dem Codenamen HEXAGON waren die US Geheimdienste unter Federführung des NRO (anfangs der CIA). Auch heute noch unterliegen Details zu den Satelliten der Geheimhaltung, so daß über ihre wirkliche Leistungsfähigkeit viele Gerüchte kursieren. Vermutlich waren die HEXAGON Satelliten was die Auflösung ihrer optische Teleskope betraf jedoch nicht oder nur unwesentlich leistungsfähiger als die letzten CORONA Satelliten. Der Vorteil lag vielmehr darin, daß sie zur Gewinnung der Aufnahmen nicht so tief in die Atmosphäre hineintauchen mußten. In Verbindung mit dem größeren Treibstoffvorrat und mehr Filmlandekapseln ergab sich dennoch eine neue Qualität der optischen Satellitenaufklärung. Allerdings waren auch sie noch immer auf einen möglichst wolkenlosen Himmel über dem Zielgebiet angewiesen. Auch der Bedarf an hochwertigen kartografischen Aufnahmen wurde seit der Einführung eines zusätzlichen Mapping Camera System (MCS) mit dem KeyHole KH-​9  System befriedigt. Die Kapselrückführungen mit dem Film der Hauptkamera erfolgten diesmal am 23.04., 21.05., 26.06. und 24.07.1974 — also etwa im monatlichen Rhythmus. Dabei konnte die erste nicht in der Luft abgefangen werden und mußte aus dem Meer geborgen werden. Die Mk.5 Kapsel des MCS wurde am 09.06.1974 geborgen. Abgesehen von einigen kleineren Problemen mit der Panorama-​Kamera blieb die ungeplante Bergung der ersten Kapsel aus dem Meer der einzige nennenswerte Zwischenfall der Mission, die erst am 28.07.1974 zu Ende ging.
Beim Start des achten KH-​9  Satelliten gelangten zwei weitere Nutzlasten auf höhergelegene Umlaufbahnen. OPS 4547, ein SSF-​B Subsatellit stieg mit seinem eigenen Antrieb auf etwa 500 km Höhe. Unter der nichtssagenden Typenbezeichnung verbarg sich ein kleiner SIGINT Satellit zur funkelektronischen Aufklärung. P-​11  4428 flog eine besondere Mission mit Codenamen TOPHAT II. Seine Empfänger waren speziell auf Signale im Frequenzbereich zwischen 450 und 1.000 MHz abgestimmt. Auf welche Ziele im speziellen das Interesse der Geheimdienste dabei gerichtet war, unterliegt noch immer der Geheimhaltung. Allerdings wurde die im Rahmen von Program 989 (P-​989) laufende Mission 7340 dem COMINT Bereich zugeordnet, diente also wohl eher dem Abhören von Kommunikationsverbindungen. Ferner sollte unter Verwendung eines LPC-​509  Feststofftriebwerks das S73-​7  Cal Balloon Experiment aus dem Space Test Program auf eine Bahn in durchschnittlich 800 km Höhe befördert werden. Der auch als IRCB (Infra-​Red Calibration Balloon) bezeichnete Satellit war als Kalibrationsziel für verschiedene terrestrische Sensoren vorgesehen. Doch der Aussetzmechanismus versagte, wodurch die Mission scheiterte.