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Wassili P. Mischin
Valentin P. Gluschko
Während Anfang 1974 die fünfte N1-​L3 11A52  Rakete in Baikonur auf ihren Start vorbereitet wurde, zeichnete sich auf politischer Ebene eine grundsätzliche Entscheidung über das Programm ab. Obgleich die Ingenieure, Techniker und Arbeiter überzeugt waren, daß die N1 8 L, die erstmals die neuen Kusnezow Triebwerke NK-​33, NK-​43  und NK-​41  erhalten sollte, nun endlich erfolgreich fliegen würde, war der politische Rückhalt für das Programm auf seinem Tiefstpunkt angekommen. Ende April / Anfang Mai 1974 lief die Montage der Triebwerke und die Nutzlast, der erste komplette L3 Mondflugkomplex aus Block-​D, LOK und LK, wurde intensiven Tests unterzogen. Der Start war für August 1974 vorgesehen. Doch am 02.05.1974 fiel die Entscheidung, das N1  Programm ebenso einzustellen, wie die letzten Anstrengungen für eine bemannte Mondmission. ZKBEM Chef Konstrukteur Wassili P. Mischin wurde für das Debakel verantwortlich gemacht. Hinter seinem Rücken wurde ein Nachfolger gesucht. Der erfolgreiche Dmitri I. Koslow lehnte ab, doch Mischins Rivale, Valentin P. Gluschko, nahm die Chance dankend an. Am 21.05.1974 wurde Mischin von seiner Ablösung in Kenntnis gesetzt. Gleichzeitig wurde sein ZKBEM mit dem KB EnergoMasch zusammengelegt und als NPO Energia dem neuen Direktor und Chef Konstrukteur Gluschko unterstellt.
Innerhalb weniger Wochen tilgte Gluschko die Spuren seines Widersachers. Mischin wurde sogar der Zutritt zu seinem alten Büro verwehrt. Per Beschluß des Verteidigungsministeriums wurden am 19.05.1974 alle weiteren Starts der N1  untersagt. Und bereits am 24.06.1974 erging durch Gluschko der Erlaß, alle Arbeiten an der N1  einzustellen. Das bedeutete zugleich das Ende für das L3M Mondlandeprojekt (die Einstellung des ursprünglichen N1-​L3  Mondprogramms hatte allerdings bereits im Frühjahr 1974 festgestanden), die gewaltige MOK Raumstation und für Pläne zu einem neuartigen Abwehrsystem für ballistische Raketen. Stattdessen begannen Studien für eine neue Schwerlastrakete und bald auch für einen neuen Mondlander. Die Überreste der N1 Rakete fanden, nur für Eingeweihte noch erkennbar, vielfältige Verwendung in Baikonur. Dutzende der verbesserten Kusnezow Triebwerke, eigentlich zur Verschrottung bestimmt, wurden noch Jahrzehnte im Herstellerwerk versteckt gehalten und fanden schließlich tatsächlich eine bescheidene Verwendung in neuen Trägerraketen. Letztlich erwies sich das gesamte N1 Programm aber als gewaltige Verschwendung knapper Ressourcen. Anders als das Apollo-​Saturn Programm, das technologisch befruchtend auf die gesamte Wirtschaft der USA gewirkt hatte.