Address:
Start der Titan-23C mit zwei SolRad und zwei LES
das von TRW für die Titan-23C-12 Mission entwickelte Payload Support System
Mit vier Satelliten unterschiedlicher Zweckbestimmung an Bord startete am 15.03.1976 eine Titan-​23 C Rakete von Cape Canaveral. Es handelte sich um zwei Lincoln Experimental Satellites, vom Militär finanzierte Kommunikationssatelliten zur Erprobung neuer Techniken, und um zwei SolRad Satelliten zu Messungen der solaren Strahlung. Die beiden vom MIT Lincoln Laboratory im Rahmen des P74-​1  Projekts gebauten Kommunikationssatelliten, LES 8 und LES 9, erreichten planmäßig ihre Synchronbahnen über 106 bis 110° West (LES 8) bzw. 30 bis 40° West (LES 9). Mit ihnen wollte die USAF nach eigenem Bekunden Konzepte erproben, mit denen die Bedrohung durch sowjetische „Killersatelliten“ verringert werden konnte. Dazu sollten u.a die kompakte Bauform, eine Lagereferenz auf Basis von Gyroskopdaten (anstelle von IR-​Sensoren) und der Verzicht auf empfindliche Solarzellen beitragen. Die beiden Satelliten waren für die Kommunikation mit stationären wie auch mobilen Terminals ausgelegt und konnten sogar untereinander kommunizieren, was im Kriegsfall die Abhängigkeit von einzelnen Bodenstationen reduzieren sollte. Der genutzte Frequenzbereich lag dabei im UHF-​Spektrum und im (militärischen) K-​Band (36 – 38 GHz). Die gesamte Kommunikations-​Elektronik wurde in Festkörpertechnik realisiert. Für den Up– und Downlink stand auf jedem der beiden Satelliten ein K-​Band Transponder mit einer Hornantenne zur Verfügung, während die Crosslink-​Kommunikation zwischen den Satelliten über einen zweiten Transponder mit einer steuerbaren 45 cm Parabolantenne erfolgte. Die Satelliten arbeiteten mit einer 3-​Achsen-​Stabilisierung auf der Grundlage einer Kreiselplattform in Verbindung mit zehn Kaltgasdüsen. Erprobt wurden ferner sogenannte „ablative pulsed plasma thruster“. Zur Energieversorgung wurden keine Solarzellen eingesetzt sondern ausschließlich je zwei Radionuklidbatterien (RTG’s). Die Transponder der beiden letzten Lincoln Experimental Satellites wurden nahezu unverändert in die Nachfolgeprogramme DSCS III und Milstar übernommen. Während LES 8 Mitte der 1990er Jahre ausfiel, wurde LES 9 auch im Jahr 2000 noch regelmäßig genutzt. Insbesondere lief ein Teil der Kommunikation zu den amerikanischen Forschungsstationen in der Antarktis über den Satelliten, der zwar langsam aber zuverlässig arbeitete.
Die beiden SolRad Satelliten waren mit einer zusätzlichen Star-​17 A Kickstufe auf kreisähnlichen Bahnen etwa zwischen 115.000 und 120.000 km Höhe (rund 20 Erdradien Entfernung) befördert worden. Die Bahnen waren so koordiniert, daß SolRad 11 A und SolRad 11 B mit 180° Versatz zueinander flogen. Die Satelliten waren identisch instrumentiert und trugen jeweils 25 Meßkomplexe. Untersucht wurden u.a. das elektromagnetische Feld, die Emissionen geladener Partikel durch die Sonne, die irdische Aurora, stellare Röntgenstrahlungs-​Emissionen sowie die terrestrische und interplanetare extreme UV-​Strahlung. Außerdem wurde kurz vor dem Start noch ein Monitor für Gammastrahlungs­ausbrüche nachgerüstet. Dies geschah aufgrund der kurz zuvor bekanntgewordenen Beobachtungen durch die amerikanischen Vela Satelliten. Insgesamt neun Gammastrahlungs­ausbrüche wurden von den beiden SolRad Satelliten registriert. Acht davon zeichneten auch die Instrumente der Vela Satelliten auf, vier wurden zudem von der deutschen Helios 2 Sonnensonde aufgenommen. Obwohl SolRad 11 B (bei dem sich eine der Solarzellenflächen nicht hatte ausklappen lassen) bereits im Dezember 1976 ausfiel und SolRad 11 A auch nur noch sporadisch bis zum Juli 1977 sendete, lieferte die Mission wertvolle wissenschaftliche Daten.