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Geos 1 Satellit bei Tests
Start der Delta 2914 mit dem ESA Satelliten Geos 1
Zu den frühen Projekten der europäischen Raumfahrtorganisation ESA zählte der Magnetosphären-​Forschungssatellit Geos, dessen Konzept tatsächlich sogar noch von der ESRO in den späten 1960er Jahren entwickelt worden war. Erstmals sollte ein reiner Forschungssatellit von einem geostationären Orbit aus operieren. Der Geostationary Earth Orbit Satellite wurde konzipiert, um Messungen der elektrischen und magnetischen Felder, der Plasma-​Magnetfeld-​Wechselwirkungen sowie der Energie– und Winkelverteilung der geladenen Teilchen (Elektronen und Ionen) vorzunehmen. Der spinstabilisierte Flugkörper verfügte für die Untersuchungen über vier je 2,5 m lange Antennen, zwei 20 m Antennen und drei Ausleger für einen Teil der Sensoren. Um zu verhindern, daß elektrostatische Aufladungen die Meßergebnisse verfälschten, wurden 96% der Satellitenoberfläche elektrisch leitend gestaltet. Für den Start des Satelliten mußte man die Hilfe der NASA in Anspruch nehmen. An Bord einer von der NASA bereitgestellten Delta 2914  Rakete startete Geos 1 am 20.04.1977 von Cape Canaveral. Eine Fehlfunktion der Rakete ließ den Satelliten jedoch auf einem viel zu niedrigen Orbit stranden. Offenbar hatte einer der Sprengbolzen an der Trennstelle zwischen zweiter und dritter Stufe vorzeitig gezündet. Das setzte eine ganze Kette von Ereignissen in Gang. Schließlich konnte die Spinstabilisierung der dritten Stufe nicht aktiviert werden, was die Situation weiter verschärfte. Immerhin gelang aber deren Zündung und die Trennung der Nutzlast. Sobald die Sutuation verstanden war, brachten in einem ersten Schritt die Hydrazin-​Triebwerke des Satelliten die Taumelbewegung unter Kontrolle und versetzten ihn in eine stabilisierende Rotation mit 12 min–1 . Um möglichst viel von der wissenschaftlichen Mission zu retten (und in einem Wettlauf gegen die Zeit, da die Solarzellen unter dem zu intensiven Strahlungseinfluß bereits spürbar zu altern begann), wurde Geos 1 daher am 25.04.1977 mit seiner Kickstufe auf einen 12-​Stunden-​Orbit manövriert, der für etwa 50% eines jeden Erdumlaufs brauchbare Messungen ermöglichte. Ab 03.05.1977 lieferten alle Instrumente wissenschaftliche Daten, auch wenn sich einer der axialen Ausleger statt auf 2,50 m nur auf 1,95 m ausfahren ließ. Ende 1977 beschloß die ESA, das vorhandene GEOS Ingenieurmodell in einen flugfähigen Zustand zu versetzen. Der Start von Geos 2 auf die vorgesehene Synchronbahn gelang ein Jahr später. Die beiden Satelliten wurden aufgrund ihrer komplexen Instrumentierung als Referenz für das weltweite IMS (International Magnetospheric Study) Programm der Jahre 1976 bis 1979 gewählt. Somit reicht die Bedeutung ihrer Mission bis in die Gegenwart. Auch der für den Geos Satelliten von SNIA-​Viscosa (Italien) mit Unterstützung von SEP (Frankreich) entwickelte Feststoff-​Apogäumsmotor erlangte Bedeutung für die europäische Raumfahrt über das Programm hinaus. Formal endete die Mission von Geos 1 am 23.06.1978, tatsächlich wurde der Datenempfang aber erst im April 1980 eingestellt.