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Installation eines Versuchsmoduls für fünf Ratten in Kosmos 936
Raumfahrtmedizinische Forschungen betrieb die Sowjetunion ab den 1970er Jahren mit den Bion Satelliten, die anfangs noch innerhalb des Kosmos Programms geflogen wurden. So startete Bion 4 am 03.08.1977 als Kosmos 936 mit einer Sojus-​U 11A511U Rakete vom Kosmodrom Plesetsk. Der auf dem Design der Wostok– und Zenit-​Baureihen aufbauende Satellit war für einen 18-​tägigen Flug ausgerüstet und flog mit biologischen Experimenten an Bord, die von Wissenschaftlern aus der Sowjetunion, den USA, der Tschechoslowakei und Frankreich entworfen und betreut wurden. Weiterhin beteiligten sich Ungarn, Polen, Rumänien, Bulgarien und die DDR an dem Unternehmen. Zu den höheren Tieren an Bord zählten 30 Ratten, die in zwei Versuchsgruppen aufgeteilt worden waren. Eine wurde während des Fluges künstlicher Gravitation ausgesetzt, wozu zwei Zentrifugen an Bord installiert worden waren. Die zweite Gruppe war normalen Mikrogravitationsbedingungen ausgesetzt. Fruchtfliegen dienten hingegen als Versuchstiere, an denen sich die von der kosmischen Strahlung ausgelösten Genveränderungen besonders gut erforschen ließen. Um die Ergebnisse in Korrelation zur Strahlungsdosis bewerten zu können, lieferten amerikanische Wissenschaftler u.a. ein ganzes Paket von Strahlungsdetektoren. Am 22.08.1977 landete Kosmos 936 mit den Versuchstieren planmäßig in der Region Kustanai (Kasachstan). Die International Association Against Painful Experiments on Animals (IAAPEA) protestierte bei der sowjetischen Botschaft in London gegen das ihrer Meinung nach inhumane Experiment mit den Ratten. Damals blieb das noch praktisch folgenlos, doch später führten weitere derartige Proteste zum Rückzug der NASA aus dem multinationalen Programm.