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Aufnahme des Militärflugplatzes Kubinka durch die Mapping Camera von HEXAGON SV-15
KH-9 HEXAGON Satellit in der Montage
Eine Titan-​IIID Rakete beförderte am 16.03.1979 von der Vandenberg AFB aus einen KeyHole KH-​9  Satelliten auf seine Bahn. Diese allgemein als „Big Bird“ bekannten Satelliten bildeten in den 1970er Jahren das Rückgrat der amerikanischen Satellitenaufklärung. Zwei Kameras von 1,52 m Brennweite lieferten Aufnahmen von bis zu 0,6 m Auflösung. Die Fotos konnten mit wenigstens vier Landekapseln zur Erde zurückgeführt werden. Eine fünfte Kapsel war exklusiv für die Aufnahmen einer topografischen Kamera reserviert. Die enorme Größe der Satelliten erlaubte das Mitführen großer Treibstoffvorräte und damit umfangreiche Bahnmanöver über einen langen Zeitraum. Verantwortlich für das Programm mit dem Codenamen HEXAGON war das NRO. Auch heute noch unterliegen einige Details zu den Satelliten der Geheimhaltung, so daß über ihre wirkliche Leistungsfähigkeit viele Gerüchte kursieren. Vermutlich waren die HEXAGON Satelliten was die Auflösung ihrer optische Teleskope betraf jedoch nicht oder nur unwesentlich leistungsfähiger als die letzten CORONA Vorgängermodelle. Der Vorteil lag vielmehr darin, daß sie zur Gewinnung der Aufnahmen nicht so tief in die Atmosphäre hineintauchen mußten. In Verbindung mit dem größeren Treibstoffvorrat und mehr Filmlandekapseln ergab sich dennoch eine neue Qualität der optischen Satellitenaufklärung. Zugleich blieb aber der Mangel der fehlenden Fähigkeit zur Allwetter– und Nachtaufklärung bestehen. Der am 16.03.1979 gestartete Satellit fungierte auch als Trägerplattform für das NAVPAC 3 Pakete aus dem USAF STP (Space Test Program). Die Kombination aus Mikro­beschleunigungs­sensor und Transit NNS Empfänger für Navigationsdaten sollte helfen, die exakte Bahn des Satelliten zu bestimmen. Ende der 1970er Jahre war das Transit System aber bereits veraltet und die Ablösung durch die Navstar Satelliten hatte begonnen. Bis miniaturisierte GPS Empfänger tatsächlich die NAVPAC Idee massentauglich machten, vergingen noch einige Jahrzehnte. Mit S78-​1  endete jedenfalls die NAVPAC Erprobung, die sehr überzeugende Ergebnisse geliefert, sich aber unter diesen Umständen doch als Sackgasse erwiesen hatte. Die Defense Mapping Agency, die mit der Auswertung des Bildmaterials der HEXAGON Satelliten befaßt war, zeigte aufgrund ihrer Erfahrungen mit der APSA (Auxiliary Payload structure Assembly) Kamera schon seit einiger Zeit ein starkes Interesse an der Einführung einer echten Meßbildkamera für die Kartografie. Einen praktischen Test hierzu unternahm man auf dieser Mission mit dem GEOPAC System. Weiterhin wurden die Abstände der Scan-​Marken in der Optik von 5° auf 1° reduziert und ein super feines Fadennetz darüber gelegt. Das Ergebnis war so überzeugend, daß die DMA nun nachdrücklich auf eine praktische Umsetzung des Konzepts drängte. Diese Herausforderung konnte mit der Einführung der komplett neuen S³ (Solid State Sensor) Kamera ab Mission SV-​17  gelöst werden. KH-​9  SV-​15  flog mit 191 Tagen (davon 188 Tage primäre Mission und drei Tage Solo-​Flug) für eine neue Rekorddauer — und belichtete währenddessen eine bis dahin nie erreichte Menge an Film. Technische Probleme blieben nicht aus. Vor allem gab es Ausfälle des Bordcomputers und einer PMU (programmable memory unit). Dagegen bewährte sich der Einsatz des neuen Kodak SO-​315  Films. Die Mission brachte Aufnahmen mit der bis dato besten Auflösung im HEXAGON Programm zurück. Die Kapselbergungen erfolgten am 26.4., 16.06., 12.07. (Mapping Camera), 31.07. und 19.09.1979. Bei der Rückführung von RV-​3  kam es dabei zu einem kuriosen Zwischenfall. Als die Abdeckung über dem Container für den Pilotschirm abgesprengt wurde, traf diese hart die Kapsel und schlug ein Loch.
Der fünfzehnte HEXAGON Satellit gelangte zusammen mit einem weitaus kleineren Subsatelliten zur funkelektronischen Aufklärung auf seine Bahn. SSF-​D bzw. OPS 6675 verfügte über einen eigenen Antrieb, so daß der Satellit auf höhere Kreisbahn in rund 620 km Höhe gebracht werden konnte. Vermutlich handelte es sich bei dem Satelliten um P-​11  4431 mit der URSALA IV (auch URSULA geschrieben) Nutzlast von Motorola. Diese Satelliten betrieben die Aufklärung der sogenannten Electronic Order of Battle (EOB).