Address:
KH-9 Aufnahme (Mission 1217) eines U-Boots der „Akula“ Klasse in der Werft von Sewerodwinsk
KH-9 HEXAGON Satellit in der Montage

Unter dem Codenamen HEXAGON lief Anfang der 1980er Jahre das wichtigste NRO/CIA Programm zur Satellitenaufklärung. Bekannter waren die Satelliten, die die Nachfolge der CORONA Satelliten angetreten hatten, unter dem Namen „Big Bird“. Über ihre Fähigkeiten existieren bis heute nur Mutmaßungen, da einige Punkte des Programms noch immer klassifiziert sind. Als sicher gilt jedoch, daß sie über zwei Hauptkameras mit vermutlich 1,52 m Brennweite verfügten. Da die Satelliten mit ihrem KeyHole KH-​9  Kamerasystem auf einer höheren Bahn als jene mit KeyHole KH-​8  operierten, blieb die Auflösung bei etwa 60 cm. Doch die größere Bahnhöhe verringerte den Treibstoffverbrauch für die notwendigen Bahnkorrekturen. Neben dem Stereo-​Kamerasystem verfügten die HEXAGON Satelliten auch über eine Panoramakamera, die einen außergewöhnlich breiten Bildstreifen abtasten konnte. Einen solchen Satelliten startete die USAF am 11.05.1982 mit einer Titan-​IIID von der Vandenberg AFB. Bei diesem siebzehnten HEXAGON Modell und zugleich fünften der Block-​III Baureihe wurden erstmals einige weitere Neuerungen eingeführt. So wurde auf die bisher mitgeführte kartografische Kamera verzichtet. Ihre Aufgabe übernahm nun die Panoramakamera. Ein verbessertes Sensorsystem sollte zudem die Menge an unbelichtetem Film zwischen den Einsätzen der Hauptkamera verringern. Das gelang in eindrucksvoller Weise und erhöhte die Ausbeute der Mission beträchtlich. Nach 190 Tagen kam es allerdings zu einem Kurzschluß in der vorderen Kamera, was fortan stereoskopische Aufnahmen verhinderte. Im Laufe seiner Aufklärungsmission stieß der Satellit vier kleine Kapseln aus, mit denen das belichtete Filmmaterial zur Erde zurückkehrte. Das übliche Abfangen der Kapseln in der Luft gelang diesmal allerdings nur bei der ersten Kapsel (am 15.06.1982). Die drei anderen mußten (am 02.08., 29.09. und 30.11.1982) aus dem Meer gefischt werden. Vermutlich wegen Verunreinigungen im Fertigungsprozeß hatte bei ihnen ein kleinerer Hilfsschirm nicht ausgelöst werden können, der für das Abfangmanöver aber entscheidend war. Nach einer 208-​tägigen Mission (davon 203 Tage im aktiven Aufklärungseinsatz) wurde der HEXAGON Satellit schließlich am 05.12.1982 in die Atmosphäre gesteuert. Dem Satelliten gelangen rare Aufnahmen des zweiten Exemplars des größten jemals gebauten U-​Bootes, eines Projekt 941 „Akula“ (NATO Code „Typhoon“), am Ausrüstungskai der Werft von Sewerodwinsk am Weißen Meer. Allein das war von unschätzbarem Wert für die US Geheimdienstexperten.
Umstritten ist die Frage, ob bei dieser Mission auch ein kleiner Subsatellit mitgeführt wurde. Die meisten Quellen führen ein solches Objekt mit den Bezeichnungen SSF-​D oder SS D No. 4 bzw. OPS 6553 auf. Manche verneinen aber auch die Existenz eines solchen Satelliten, die meist zur Aufklärung von Radaraktivitäten genutzt wurden. Denkbarer Kandidat für die Nutzlast wäre ein Satellit mit dem Codenamen FARRAH. Freigegebene Unterlagen weisen aus, daß zwei dieser Satelliten gebaut wurden. Ob und wann sie gestartet wurden ist aber nicht bekannt.