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die Mu-3SII-5 im Starter
„Hagoromo“ (links) und die Muttersonde „Hiten“

Japans erste Mission zum Mond startete am 24.01.1990 nach 24-​stündigem Aufschub aufgrund technischer Probleme. Am Vortag war der Countdown bei T-​18 s gestoppt worden, als ein Fehler am elektrischen System der Hydraulikpumpe eines Boosters registriert wurde. Die Mu M-​3SII der japanischen ISAS beförderte ihre Nutzlast zunächst auf eine Parkbahn um die Erde, dann beschleunigte nach zwei Umläufen die KM-​M Kickstufe auf Fluchtgeschwindigkeit und brachte „Hiten“ bzw. MUSES-​A auf eine komplizierte Bahn mit Mond swing-​by. Lag das Perigäum der Bahn zunächst bei rund 300.000 km stieg es in den folgenden Wochen nach mehreren Triebwerkszündungen schließlich auf 442.000 km. Die Mission war primär ein technologisches Unternehmen, mit dem Erfahrungen für geplante lunare und planetare Missionen gesammelt werden sollten. Schwerpunkt waren dabei exakte Bahnmanöver u.a. unter Ausnutzung des Gravitationseinflusses von anderen Himmelskörpern. Während der Entwicklung von „Hiten“ entstand schließlich der Plan für einen kleinen Sub-​Satelliten, der auch einige wissenschaftliche Forschungen durchführen sollte. Dieser erhielt den Namen „Hagoromo“ und wurde am 18.03.1990 um 19:37 UTC von der Muttersonde abgetrennt, um in einen Mondorbit einzuschwenken. Dies geschah im Verlauf eines swing-​by Manövers am Mond (maximale Annäherung 16.472 km), das die Bahn von „Hiten“ wieder deutlich änderte. Das Perigäum stieg von 11.000 km auf 116.000 km, das Apogäum sogar auf 727.000 km. Unterdessen waren mit „Hagoromo“ Messungen des lunaren Umfeldes u.a. mit einem Magnetometer und einem aus Deutschland stammenden Staubteilchenzähler geplant. Unmittelbar nach der Abtrennung von „Hagoromo“ ging jedoch der Funkkontakt zu dem Miniatur-​Satelliten verloren. Die optische Bahnverfolgung zeigte immerhin die korrekte Triebwerkszündung, aus der abgeleitet werden konnte, daß „Hagoromo“ in einen Mondorbit (etwa 7.400×20.000 km) eingeschwenkt war. Damit war zwar die wissenschaftliche Mission verloren, das eigentliche technologische Programm war aber ein hervorragender Erfolg und lieferte wertvolle Erkenntnisse für die Bahngestaltung der Geotail Mission, die im Jahr 1992 ähnliche Bahnmanöver absolvierte wie MUSES-​A. Die eigentlich geplante Vorreiterrolle für die anspruchsvollere LUNAR-​A Mission konnte „Hiten“ allerdings nicht ausfüllen. Das lag jedoch eher an Problemen mit LUNAR-​A. Deren ursprünglich für 1995 geplanter Start verzögerte sich wegen Entwicklungs– und Finanzierungsproblemen fortlaufend. Als schließlich ein Start für das Jahr 2010 ins Auge gefaßt wurde, mußte man einsehen, daß dies keinen Sinn mehr machte. Alle Garantiefristen der eingelagerten Sonde waren überschritten, die Produktion der vorgesehenen Mu M-​V Rakete eingestellt. So wurde das Projekt im Januar 2007 auch offiziell für beendet erklärt.