Address:

Der Start einer Zenit-​2 11K77  Rakete vom Kosmodrom Baikonur scheiterte am 05.02.1992 in der Brennphase der zweiten Stufe. Überhitzungsprobleme im Triebwerk der Stufe führten zum Verlust der Rakete, die einen modernen funkelektronischer Aufklärungssatelliten vom Typ Zelina-​2  für das russische Militär an Bord hatte. In einer beispiellosen Serie waren damit drei Starts der Zenit-​2  Rakete in Folge mißlungen, wobei jeweils ein Zelina-​2  Satellit zerstört wurde, ein Modell, das zu den teuersten sowjetischen Aufklärungssatelliten überhaupt gezählt haben dürfte. Ausgerechnet in einer Phase, in der die zaghaften (post-)sowjetischen Bemühungen um eine kommerzielle Vermarktung der Zenit begonnen hatten, erste Früchte zu tragen, untergruben die Fehlstarts das Vertrauen westlicher Investoren in das Projekt nachhaltig. Und auch das russische Militär stand dem Einsatz der Rakete nun zunehmend kritisch gegenüber, was allerdings auch der Tatsache geschuldet war, daß große Teile der Zenit Produktion nach dem Zerfall der Sowjetunion nun im „Ausland“ (der Ukraine) erfolgten. Da es jedoch ein russisches Triebwerk war, das nach 158,56 s Flug explodiert war, wurde beim Hersteller NPO Energomasch eine gründliche Untersuchung dieses und des vorangegangenen Fehlstarts eingeleitet. Das aktuelle Exemplar der Rakete war glücklicherweise mit einigen zusätzlichen Sensoren ausgestattet gewesen, so daß die Geschehnisse gut rekonstruiert werden konnten. Es fand sich ein konstruktiver Mangel in einer Pumpe des Oxidatorsystems, der im Erprobungsprogramm unentdeckt geblieben war. Einerseits, weil ursprünglich das betreffende Teil aus einer Kupfer-​Graphit Legierung bestanden hatte, die man erst später (nach einer verkürzten Erprobung) auf Nickel-​Vanadium änderte. Und andererseits konnte das beobachtete „Wandern“ des Turbinenschafts nur in vertikaler Lage auftreten, nicht jedoch bei den Prüfstandtests in horizontaler Position. Diese Erkenntnisse führten zu konstruktiven Veränderungen, die bei einer Serie von 15 (vertikalen!) Testläufen auf ihre Wirksamkeit hin geprüft wurden.