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Startvorbereitung der ASLV-D3
der SROSS-C Satellit (oder SROSS-C2)

Beim dritten Start der indischen ASLV Rakete (ASLV-​D3) vom Raumfahrtgelände Sriharikota gelangte am 20.05.1992 der Forschungssatellit SROSS 3 bzw. SROSS-​C auf eine erdnahe Umlaufbahn. Zwei vorangegangene Starts des Advanced Satellite Launch Vehicle in den letzten fünf Jahren waren fehlgeschlagen und hatten eine tiefe Krise des indischen Raumfahrtprogramms ausgelöst. Sollten mit der ASLV doch zentrale Technologien für die PSLV ausgearbeitet werden. Das Polar Satellite Launch Vehicle wiederum sollte Indien in den 1990er Jahren beim Start von Erderkundungssatelliten tatsächlich endlich unabhängig von ausländischen Trägern machen. Ein strategisches Ziel, das seit den 1970er Jahren verfolgt worden war. Letztlich konnte das von vielen Rückschlägen begleitete ASLV Programm die Erwartungen nur bedingt erfüllen. Immerhin erreichte die PSLV, nach einem mißglückten Jungfernflug, rasch eine hohe Zuverlässigkeit. Zunächst konnten sich die indischen Experten über den dringend erwarteten Erfolg beim dritten ASLV Start freuen. Doch auch diesmal war der Flug der Rakete nicht optimal verlaufen. Nach den Erfahrungen mit der ASLV-​D2 war die Schubvektorkontrolle der unteren Stufen verstärkt worden. Zusätzlich erhielt die erste Stufe zwei große Finnen zur Stabilisierung um die Querachse. Und der Autopilot war für einen größeren Regelbereich ausgelegt. Doch die Spinstabilisierung der vierten Stufe bereitete Probleme (nur 80 min–1  statt 180 min–1 ), was zu einer Bahn führte, die deutlich von der projektierten abwich. Aufgrund der mangelhaften Spinstabilisierung und der zu niedrigen Bahnhöhe trat SROSS-​C bereits nach 55 Tagen wieder in die Atmosphäre ein und verglühte. Der Satellit, der aus dem Ingenieurmodell von SROSS 1 aufgebaut worden war, hatte zwei Instrumente an Bord, ein geophysikalisches Paket namens RPA (Retarding Potential Analyser) und zwei Szintillations-​Zähler, welche Gammastrahlungsausbrüch im Energiebereich zwischen 20 keV und 3 MeV beobachten sollten. RPA maß dagegen Temperatur, Dichte und andere Charakteristika der Elektronen in der Ionosphäre. Trotz der kurzen Missionsdauer hatte der Satellit wertvolle wissenschaftliche Daten gesammelt und erhielt daher einen Nachfolger. Und auch die ASLV Rakete näherte sich endlich ihrer Einsatzreife. Das vierte und letzte Exemplar startete allerdings erst 1994 — nach dem Jungfernflug der PSLV.