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Astra 1C in Startkonfiguration
Amateurfunksatellit ARSENE

Der private Satellitenbetreiber SES (Société Europíenne des Satellites) mit Sitz in Luxemburg ließ am 12.05.1993 seinen dritten Kommunikationssatelliten innerhalb von 5 Jahren starteten. Eine Ariane-​4  in der erstmals eingesetzten Variante Ariane-​42 L H10 brachte den Satelliten vom dreiachsenstabilisierten Typ Hughes HS-​601  von Kourou in Französisch Guyana auf eine geostationäre Transferbahn. Es war der erste Ariane Start in 1993. Die Nicht-​Startbereitschaft des US Kommunikationssatelliten Galaxy IV, den der Hersteller Hughes zurück in die USA hatte fliegen lassen, hatte zu einer mehrmonatigen Zwangspause geführt. Denn die Ariane Rakete für die V56 Mission war bereits im Dezember 1992, damals noch in der Ariane-​42P+ Version, startklar gewesen. Nach einer Verschiebung vom 16.12.1992 auf den 06.01.1993 erbat Hughes einen weiteren Aufschub von einer Woche, um mögliche Implikationen des Fehlstarts einer CZ-2E mit einem baugleichen Satelliten zu bewerten. Während die chinesische Seite der Untersuchungskommission den Fehler bei der Nutzlast bzw. deren Kickstufe sah, konnte Hughes hierfür keinen Anhaltspunkt entdecken. Auch jetzt ergab sich keine Neubewertung der Situation. So wurde die Rakete am 15.01.1993 zum Startkomplex gerollt und mit der Montage der beiden Feststoffbooster begonnen. Neuer Starttermin: 21.01.1993. Nach weiteren Verzögerungen wurde der Start schließlich für den 02.02.1993 neu angesetzt, als bei einem anderen Hughes Satelliten ein mechanischer Defekt an einem Solarzellenausleger entdeckt wurde. Daraufhin wurden Inspektionen sämtlicher bereits gefertigten bzw. in Fertigung befindlichen Satelliten mit diesem Typ angeordnet. Von dem Rückruf waren alle kurzfristig verfügbaren Alternativnutzlasten der Ariane-​42P betroffen. Daraufhin wurde die Rakete zurück ins Integrationsgebäude gerollt und dort auf die stärkere Ariane-​42 L Konfiguration umgerüstet. Die Zwangspause bis zum Eintreffen des Astra 1 C Satelliten in Kourou nutzte Arianespace für eine gründliche Überholung des Startkomplexes ELA-​2 . Am 29.04.1993 sollte der Start nun endlich erfolgen, als eine — wohl bei den Startvorbereitungen — beschädigte Telemetrieantenne entdeckt wurde, die Reparaturen erforderlich machte. Der Countdown am 11./12.05.1993 verlief dann, abgesehen von einer rund 40-​minütigen Verschiebung zur Optimierung der Tankprozesse, vollkommen planmäßig. Ebenso der Start auf einen Standard-​Transferorbit.
Zunächst wurde Astra 1 C auf einer Position über 1,2° Ost und dann 14,5° Ost postioniert, um Funktionstests vorzunehmen. Dann erfolgte die Verschiebung auf die Arbeitsposition über 19,2° Ost, wo er anfangs als Reserve für Astra 1 A bereitgehalten wurde. Als Astra 1 A 1994 technische Probleme bekam, übernahm Astra 1 C dann auch einen Teil der Transponder. Insgesamt verfügte Astra 1 C über 18 Ku-​Band Transponder plus 6 Reserve-​Transponder, jeweils mit 63 W TWTAs. Bis zum Sommer 2006 verblieb Astra 1 C auf der 19,2° Ost Position, bevor er auf 2° Ost verschoben wurde und im November 2006 wieder den Sendebetrieb aufnahm. Allerdings wurden jetzt nur noch einige feeds abgestrahlt. Endgültig außer Dienst gestellt wurde Astra 1 C Anfang November 2011 und anschließend auf einen „Friedhofsorbit“ angehoben.
Neben Astra 1 C gelangte noch ein kleiner französischer Amateurfunksatellit auf seine Bahn. Arsene (Ariane Radioamateur Satellite Enseignement Espace) oder Arsene-​OSCAR 24 (AO-​24) war von Amateurfunkern des Radio Amateur Club de l’Espace (RACE) mit Unterstützung des CNES gebaut worden und verfügte über einen Mode B FM Downlink mit 1.200 bps sowie einen Mode S Transponder. Mit 154 kg war Arsene, der auch als Testplattform für zukünftige kleine Kommunikationssatelliten dienen sollte, der bis dahin schwerste Amateurfunksatellit. Allerdings entfiel davon fast die Hälfte auf das SEP Mars Apogäumstriebwerk. Arsene wurde wie Astra 1 C auch in einer geostationären Übergangsbahn ausgesetzt. Geplant war kurz darauf die Zündung der Kickstufe. Doch der 2 m Transponder versagte unmittelbar nach dem Start, vermutlich wegen eines Kabelbruchs. Die Mission schien bereits gescheitert, unter Einsatz einer 10 m Antenne des DGE konnte jedoch Funkkontakt zu Arsene hergestellt werden. So konnte das Betriebs-​Regime auf einen UHF Uplink und S-​Band Downlink umgestellt werden. Das erlaubte auch die Zündung des Apogäumstriebwerks während des dreizehnten Orbits. Von dem erreichten 17.200×36.830 km Orbit waren derart immerhin Sprach– (SSB) und Morseübertragungen (CW) auf dem S-​Band möglich. Doch der Dauerbetrieb des SHF Senders führte zu Problemen bei der Energieversorgung bzw. zur Überhitzung des Satelliten. Und so fiel am 06.09.1993 zunächst der Empfänger und zwei Tage später auch der S-​Band Sender aus.