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ICO F-1 in der Fertigungshalle von Hughes

Der dritte Start einer Zenit-​3SL Rakete des Startanbieters Sea Launch von der schwimmenden Startplattform „Odyssey“ schlug am 12.03.2000 fehl. Ein vorangegangener Demonstrationsstart und der erste kommerzielle Einsatz waren erfolgreich verlaufen und hatten das Vertrauen der Kunden in das Projekt gestärkt. Doch nun stürzte die dritte Rakete mit dem ICO F-​1  Satelliten des Anbieters maritimer Kommunikationsdienstleistungen, ICO Global Communications, nach 4.300 km Flug südlich des Pitcairn Eilandes in den Pazifik. Die Untersuchung des Fehlstarts ergab, daß ein Softwarefehler dazu geführt hatte, daß ein Ventil im pneumatischen System der Zweitstufe der Rakete vor dem Start nicht geschlossen worden war. Der Druckverlust beeinträchtigte die Steuerungsfähigkeit des Triebwerks und ließ die Rakete vom Kurs abkommen. Für Sea Launch bedeutete der Zwischenfall einen Rückschlag in den Bemühungen, einen zunehmenden Marktanteil am kommerziellen Startgeschäft zu erringen. Gravierender waren die Auswirkungen aber für den Eigner des Satelliten. ICO Global Communications hatte die Lizenz zum Betrieb eines Netzwerks aus zwölf speziell modifizierten Hughes HS-​601  Satelliten auf Bahnen in 10.000 km Höhe erhalten. Den Aufrag zum Bau der zwölf Satelliten bekam Hughes bereits im Juli 1995. Noch bevor der erste Satellit gestartet werden konnte, übernahm der Telekommunikations-​Pionier Craig McCaw mit einer Gruppe von Investoren für 1,2 Mrd. $ das Geschäft von der insolventen ICO Global Communications (Holdings) Ltd. und gründete die New ICO (Intermediate Circular Orbit). Der Transfer wurde effektiv erst zum Mai 2000 abgeschlossen. Der Start von ICO F-​1  sollte den Auftakt zum Aufbau des Netzwerks bilden. Weitere Starts waren auf Atlas-​IIAS, Delta 8930  und Proton-​K 8K82 K mit Block-​DM-​2 11S861-​01 gebucht. Doch nach dem unglücklichen Auftakt geriet auch die New ICO in finanzielle Schwierigkeiten, obwohl man im September 2000 drei weitere Satelliten orderte und ICO F-​2  am 19.06.2001 seine Bahn erreichte. Juristische Streitigkeiten mit Boeing, zugleich einem strategischen Partner der ICO bei diesem Projekt und inzwischen Hersteller der Satelliten, führten dazu, daß die Produktion der nächsten Satelliten jahrelang stillstand. Erst im August 2003 nahm Boeing die Arbeiten wieder auf (der Auftrag war mittlerweile wieder von zwischenzeitlich fünfzehn auf zwölf Satelliten reduziert worden). Die New ICO hatte Modifikationen an den Satelliten beauftragt, um dem veränderten Bedarf (weniger Sprach-​, mehr Datenübertragungen) gerecht zu werden. Doch im April 2004 gab Boeing bekannt, daß man den Vertrag endgültig gekündigt habe. Sein Eigner hielt ICO F-​2  fast elf Jahre betriebsbereit, ohne daß sich eine vernünftige Verwendung für das einzelne Exemplar fand. Dann wurde er im März 2012 stillgelegt und passiviert.