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Progress M-43 bei der Startvorbereitung

Während Rußland und die USA gemeinsam den Aufbau der ISS vorantrieben, umkreiste mit der noch aus Sowjetzeiten stammenden Mir eine weitere Raumstation die Erde. Finanziell war Rußland jedoch nicht in der Lage, deren Betrieb noch längere Zeit aufrechtzuerhalten. Denn selbst die Finanzmittel für den Bau der ersten Module der ISS und den Betrieb der Station konnten nur mit Mühe aufgebracht werden. Schweren Herzens entschloß man sich daher, die Ära der Mir zu beenden, als mit der MirCorp ein privater Finanzier auftauchte, der für den weiteren Unterhalt der Mir aufkommen wollte. Geplant waren Touristenflüge an Bord von Sojus Raumschiffen zu dem alternden Orbitalkomplex. Die Mission hätte eigentlich durch die MirCorp finanziert werden sollen (die dies auch für sich reklamierte), tatsächlich kamen die Gelder aber aus dem Staatshaushalt, da auch die russische Raumfahrtbehörde nicht hatte einspringen wollen. In dieser Situation startete am 16.10.2000 um 21:27 UTC von Baikonur eine Sojus-​U 11A511U Rakete mit dem Transportraumschiff Progress M-​43 . Dieses sollte als Tankraumschiff fungieren, um die Bahn des Orbitalkomplexes bis zu weiteren Entscheidungen anzuheben. Tatsächlich war die Bahn der Mir bereits soweit abgesunken, daß man mit dem Start nicht bis zur Klärung der finanziellen Modalitäten hatte warten können. Das Dockingmanöver mit der unbemannten Mir gelang im automatischen Regime am 20.10.2000 um 21:16 UTC. Bewußt war ein extrem langsamer, dafür aber auch treibstoffsparender Anflug über vier Tage gewählt worden. Praktisch ausschließlich unter Einsatz der kleinen Manövertriebwerke. Bis zum 25.01.2001 um 05:19 UTC blieb Progress M-​43  am „Kvant“ Modul angekoppelt. Der Tanker wurde schließlich durch die Progress M1-​5  abgelöst, mit deren Triebwerk am 23.03.2001 der Orbitalkomplex Mir gezielt zum Absturz gebracht wurde. Progress M-​43  hingegen zündete am 29.01.2001 um 02:12 UTC sein Haupttriebwerk und verglühte gegen 02:58 UTC über dem Pazifik. Die Versorgungsgüter für eine weitere Besatzung der Mir — zum Startzeitpunkt der Progress trainierten Salishan Scharipow und Pawel Winogradow — blieben damit ungenutzt. Sie hätten den beiden Kosmonauten bestenfalls zur Verfügung gestanden, wenn es doch noch zu einer Fortführung des kommerziellen Betriebs der Mir durch die MirCorp gekommen wäre. In diesem Fall wurde ein Start im Januar/Februar 2001 angestrebt. Doch auch im Fall, daß das automatische Docking der Progress gescheitert wäre, hätte kurzfristig eine Mannschaft zur Mir fliegen und die manuelle Kontrolle über das Frachtraumschiff für einen neuen Dockingsversuch unternehmen sollen.