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XM Radio Satellit

Der zweite Satellit der XM Satellite Radio Inc. (XMTM) wurde am 08.05.2001 mit einer Zenit-​3SL von der im Pazifik schwimmenden Startplattform „Odyssey“ gestartet. Bereits vier Monate zuvor war XM 1 „Roll“ nur noch wenige Sekunden von einem Start entfernt gewesen, als Telemetriedaten ein mögliches Problem mit dem Satelliten anzeigten. Im letzten Augenblick wurde der Countdown abgebrochen. Der Satellit erwies sich bei näherer Analyse der Daten zwar als vollkommen intakt, doch die Rakete mußte nach dem Startabbruch ausgetauscht werden. Die „Odyssey“ kehrte daher nach Long Beach zurück, wo man sich entschied, auch den Kopfblock mit dem Satelliten zu tauschen. Daher erreichte am 18.03.2001 zunächst XM 2 „Rock“ seine Bahn, gefolgt nun von XM 1 „Roll“. Der von Boeing Satellite Systems gelieferte BSS-​702  Satellit erreichte nach zwei Zündungen der Block DM-​SL Endstufe die vorgesehene geostationäre Transferbahn. Nach dem Erreichen der Synchronbahn wurde er über 85° West positioniert. Von dort aus sollte er digitale Rundfunkprogramme in höchster Qualität für die kontinentalen USA abstrahlen. Der Empfang der Programme war dabei nicht nur mit stationären Rundfunkempfängern, sondern auch mit portablen Geräten und Autoradios möglich. Die Satelliten verfügten über jeweils zwei S-​Band Sender mit je 3 kW(!) Sendeleistung. Dazu wurden 16 Wanderfeldröhren von je 228 W an einen Sender gekoppelt. Der hohen Sendeleistung stand natürlich auch ein entsprechender Energiebedarf der Satelliten gegenüber. Daher setzte Boeing auf den Einsatz modernster Solarzellenflächen und sogenannter „Konzentratoren“, die die Energieausbeute zum Beginn der Mission auf 18 kW trieben. Mit einem hochwertigen Programmangebot, jeder der zwei Satellitenkanäle konnte bis zu 100 Radioprogramme in digitaler Qualität übertragen, wollte XMTM sich eine lukrative Marktnische sichern und strebte nach eigenem Bekunden nicht weniger als eine Ablösung des FM Radios an. Doch das Projekt entwickelte sich nicht zu der prognostizierten Erfolgsgeschichte. Einerseits wurde das Programmangebot nicht wie erwartet angenommen. Nach einem kurzzeitigen Boom sanken die Zahlen der Abonnenten wieder. Dann litten die noch von Hughes Space and Communications konzipierten Satelliten unter einem Designfehler. Die „Konzentratoren“ an der Solarzellenflächen „erblindeten“ nämlich zusehends, was die verfügbare Leistung deutlich reduzierte. Zwar mußten die Versicherer im Fall von XM 1 „Roll“ 71 Mio. $ als Kompensation zahlen, woraufhin zunächst ein Ersatzsatellit, XM 3 „Rhythm“ gestartet werden konnte. Wirtschaftlich stellte sich der Erfolg dennoch nicht ein. Unter ähnlichen Problemen litt auch der Konkurrent Sirius Satellite Radio mit seiner Flotte aus drei Radiosat bzw. Sirius FM Satelliten. Anfang 2007 gaben die beiden Unternehmen daher Pläne für einen Zusammenschluß bekannt. Die Regulierungsbehörde FCC hatte erhebliche Vorbehalte gegen diese Idee, da damit kein Wettbewerb mehr den Markt bestimmen würde. Dennoch stimmte die Federal Communications Commission im Sommer 2008 dem Antrag unter Auflagen zu und am 29.07.2008 wurde die Sirius XM Radio Inc. gegründet. Trotz des Einsparpotentials aus dem Zusammenschluß der Unternehmen verschlechterte sich die wirtschaftliche Situation seither weiter, u.a. aufgrund des ungebrochenen Siegeszuges von MP3-​Playern, der Zurückhaltung neuer Abonnenten, die auf neue Empfänger für die beiden zueinander nicht kompatiblen Systeme warteten, und des drastischen Einbruchs der Auto-​Absatzzahlen in den USA seit dem zweiten Halbjahr 2008. XM 1 „Roll“ war seit Dezember 2006 bereits abgeschaltet und wurde auf wechselnden Positionen nur noch als Reservesatellit bereitgehalten. Die geplanten 15 Jahre Lebensdauer hatte der Satellit damit weit verfehlt. Tatsächlich auf einen „Friedhofsorbit“ gehoben wurde er allerdings erst im März 2016.