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Nutzlastplattform der Dnepr-1 mit dem Trailblazer Dummy in der Mitte
die Nutzlasten des Dnepr-1 Start (von links hinten): SaudiSat, UniSat, 2×LatinSat, Rubin

Einen Cluster von Kleinsatelliten für Kunden aus mehreren Ländern beförderte am 20.12.2002 eine Dnepr-1 Rakete vom Kosmodrom Baikonur auf Umlaufbahnen zwischen 600 und 700 km Höhe. Die fünf Satelliten wogen zusammen gerade einmal 100 kg, was weit unter den Möglichkeiten der Rakete lag, die einst die stärkste Atom-​Rakete im sowjetischen Waffenarsenal gewesen war. Eigentlich sollte bei diesem Start aber auch die TrailBlazer 2001 Mondsonde mit an Bord sein. Die TransOrbital Inc. hatte als erstes privates Unternehmen eine low-​cost Mission konzipiert, die hochauflösende Bilder aus dem Mondorbit liefern sollte. Doch konnte sie keine Ausfuhrgenehmigung für die TrailBlazer Sonde erhalten. Daraufhin wurde entschieden, das beste aus dem anstehenden Start der Dnepr-​1  zu machen. NPO Juschnoje erhielt den Auftrag zum Bau eines Strukturmodells der TrailBlazer Sonde einschließlich einer Attrappe der Star-​20  Kickstufe. Zu den weiteren Nutzlasten zählten zwei argentinische Datenrelais-​Satelliten, LatinSat-​A und LatinSat-​B. Diese unternahmen eine Testmission zur Vorbereitung des ebenfalls (aufbauend auf dem Aprize Design) geplanten globalen Satellitennetzwerks. Zunächst sechs Satelliten sollten das erste System bilden, das einmal im Optimalfall 64 Satelliten auf erdnahen Bahnen umfassen würde. Eine Besonderheit der winzigen Satelliten war ihr geringer Energiebedarf von nur 1 W. Ihr Speicher von 12 MB reichte für die Zwischenspeicherung der Nachrichten aus, die beim Überflug eines Regional Satellite Node (RSN) wiedergegeben wurden. Trotz des erfolgversprechenden Tests (zwei weitere Satelliten starteten im Jahr 2004), konnte das Projekt wie viele ähnliche nicht weitergeführt werden bzw. erfuhr erst Ende des Jahrzehnts eine Neuorientierung. Der saudiarabische SaudiSat 1c trug ebenfalls eine store-​and-​forward Kommunikationsnutzlast. Wie seine beiden Vorgänger war auch er am Space Research Institute der King Abdulaziz City for Science and Technology (KACST) entworfen und gebaut worden. Da er auch als Amateurfunksatellit angemeldet war, trug SaudiSat 1c außerdem die Namen Saudi-​OSCAR 50  bzw. SO-​50 . Ebenfalls eine OSCAR Kennung hatte die deutsche Rubin 2 Nutzlast erhalten. Sie wurde auch als AATiS-​OSCAR 49  (AO-​49) oder Safir-​M bezeichnet. Der Satellit war von der deutschen OHB-​System AG mit Unterstützung von Carlo Gavazzi Space gebaut worden. Er diente als Technologieträger und hatte u.a. einen GPS-​Empfänger für die Positionsbestimmung und einen ORBCOMM-​Transponder für die Kommandoübermittlung an Bord. Das machte ihn zum ersten Satelliten, dessen Steuerung ohne eigene Bodenstation über das Internet erfolgte. OHB-​System bot dem Arbeitskreis Amateurfunk in der Schule e.V. kurzfristig die Möglichkeit, ihre Amateurfunknutzlast an Bord des Rubin 2 Satelliten mitfliegen zu lassen. Binnen weniger Monate wurde mit finanzieller Unterstützung der Fuchs Gruppe (dem Mutterunternehmen der OHB) das Konzept an der Fachhochschule Pforzheim umgesetzt. Allerdings blieb das Experiment nur wenige Wochen aktiv. Fünfter und letzter der Satelliten war der italienische UniSat 2 von der Gruppo di Astrodinamica dell‘ Universita degli Studi la Sapienza (GAUSS) in Rom. Finanziert wurde dieses Projekt von ASI uand MURST (Ministero dell’Universtia e della Ricerca Scientifica e Tecnologica). UniSat 2 war eine eher technologische Nutzlast, die u.a. einen Sensor zur Registrierung von Teilchen in der Umlaufbahn des Satelliten und eine Kamera an Bord hatte.
Abgesehen von TrailBlazer wurden alle anderen bei diesem Start vertretenen Programme weiter fortgeführt. Der für Ende 2003 und dann für 2004 angesetzte Start der eigentlichen TrailBlazer Sonde fand nie statt, obwohl noch einige Zeit Presseberichte einen bevorstehenden Start suggerierten.