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Start von Estrela do Sul

Der Startanbieter Sea Launch unternahm am 11.01.2004 die erste Raumfahrtmission des Jahres 2004. Die schwimmende Startplattform „Odyssey“ hatte den Heimathafen Long Beach in Kalifornien am 26.12.2003 verlassen, drei Tage später gefolgt von der „Sea Launch Commander“. Am 07.01.2003 waren beide Schiffe im gesperrten Seegebiet nahe Kiritimati eingetroffen und begannen mit dem Countdown. Der für den 10.01.2004 geplante Start verzögerte sich dann aber auf den 11.01.2004. An diesem Tag hob die Zenit-​3SL schließlich ab und beförderte den Satelliten Estrela do Sul 1 auf einen geostationären Transferorbit. Auch wenn die Bahn mit annehmbarer Abweichung deutlich innerhalb der vorgegebenen Grenzen erreicht wurde, war der Aufstieg der Raket nach unbestätigten Berichten alles andere als reibungslos verlaufen. Offenbar bereitete nach dem Aussetzen das Entfalten der Solarzellenflächen und Antennen Schwierigkeiten, was erste Hinweise auf ein Problem gab. Letztlich kam es zur Auszahlung eines beträchtlichen Teils der Versicherungssumme des Satelliten. Details wurden von keiner der Parteien veröffentlicht, doch offenbar ergab eine Untersuchung, daß es zu einem „Ereignis“ = Delamination(?) innerhalb der Nutzlastverkleidung gekommen war, das den Satelliten beschädigte. Für den Eigner, Loral Skynet do Brazil, bedeutete die Blockade der nördlichen Solarzellenfläche jedenfalls, das von den 41 Ku-​Band Transpondern des auch als Telstar 14 bezeichneten LS-​1300  Satelliten lediglich 17 in Betrieb genommen werden konnten. Dennoch übertrug der Satellit ab April 2004 TV-​Programme nach Nord-​, Mittel– und Südamerika. Der Schwerpunkt der Programmabstrahlung lag dabei in Südamerika mit Brasilien, der Andenregion bis nach Kolumbien und Panama, sowie der Mercosur Region einschließlich Argentinen und Chile. Für Nordamerika ermöglichte der über 63° West stationierte Satellit u.a. das „Connexion by Boeing“ Angebot für Internet im Flugzeug. Loral Space & Communications hatte am 15.07.2003 nach langanhaltenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten Gläubigerschutz nach Kapitel 11 des US Insolvenzrechts beantragen müssen und gehofft, speziell mit diesem Satelliten seine Restrukturierung einleiten zu können. Doch angesichts der technischen Probleme erfüllten sich diese Erwartungen nur zum Teil.
Ein halbes Jahr später verlief ausgerechnet der nächste Telstar Start auf einer Zenit-​3SL ähnlich unglücklich. Diesmal gab es Probleme mit der Block-​DM-​SL Endstufe, woraufhin der Satellit auf einer Transferbahn mit einem Apogäum von lediglich 21.000 km strandete. Immerhin konnte auch er gerettet werden. Angesichts der Tatsache, daß Telstar 14 ursprünglich auf einer Delta IV Medium+ (4,2) hatte starten sollen, dürften die beiden Unglücksmissionen intern aber einige Diskussionen zur Wahl der Rakete aufkommen lassen haben.