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DEMETER mit weiteren Mikrosatelliten (im Vordergrund links die beiden LatinSat, mittig die beiden SaudiComsat)

Gemeinsam mit dem französischen Forschungssatelliten DEMETER (Detection of Electro-​Magnetic Emissions Transmitted from Earthquake Regions) starteten am 29.06.2004 sieben weitere Kleinstsatelliten auf einer Dnepr-1 Rakete von Baikonur. Die Rakete setzte ihre Nutzlasten auf mehr oder minder exzentrischen Umlaufbahnen im Höhenbereich zwischen 700 und 850 km aus. Größte und schwerste Nutzlast war der Forschungssatellit DEMETER der französischen Raumfahrtorganisation CNES. Es war die erste Applikation des Myriade Satellitenbusses, der für eine Reihe von Micro-​Satelliten Projekten eingesetzt werden sollte. Für die DEMETER Mission wurde der Satellit mit Sensoren für elektrische und Magnetfelder, einem Plasma-​Analysator, einer Langmuir-​Sonde und einem Teilchen-​Detektor so instrumentiert, daß er sich speziell für die Erforschung ionosphärischer Störungen eignete. Denn das Ziel des Unternehmens war es, solche Störungen mit seismischen und menschlichen Aktivitäten in Verbindung zu bringen. Hintergrund waren Forschungen, nach denen auffällige ULF/ELF/VLF Signale in der Ionosphäre mit bevorstehenden Erdbebenaktivitäten und Vulkanausbrüchen korrelierten. Andererseits wurden aber auch zunehmend solche Signale aus technischen Quellen (Hochspannungsleitungen, VLF Sender, Rundfunk– und Fernsehsender etc.) aufgefangen. Die Messungen von DEMETER sollten daher auch dazu beitragen, diese Signale zu unterscheiden. Die Lebenserwartung des Satelliten lag bei zwei Jahren, schon bald planten die Wissenschaftler aber mit einer dreijährigen Mission. Tatsächlich endete der Empfang wissenschaftlicher Daten jedoch erst im Dezember 2010.
Zu den weiteren Nutzlasten der Dnepr-​1  zählten zwei argentinische Datenrelais-​Satelliten, LatinSat-​C und LatinSat-​D (AprizeSat 1 und AprizeSat 2). LatinSat (Aprize Argentina) plante den Aufbau eines globalen Satellitennetzwerks. Zunächst sechs Satelliten sollten das erste System bilden, das einmal im Optimalfall 64 Satelliten auf erdnahen Bahnen umfassen sollte. Eine Besonderheit der winzigen Satelliten war ihr geringer Energiebedarf von nur 1 W. Ihr Speicher von 12 MB reichte für die Zwischenspeicherung der Nachrichten aus, die beim Überflug eines Regional Satellite Node (RSN) wiedergegeben wurden. Nach dem Start von zwei Prototypen im Jahr 2002 leiteten die beiden nächsten Exemplare nun zum Aufbau des kommerziellen Systems über. Da es aber nicht gelang, weitere Finanzmittel für die Fortführung des Projekts zu akquirieren, blieb der Erfolg beschränkt. Die Idee lebte aber modifiziert weiter. Drei weitere Satelliten stammten aus Saudi-​Arabien. SaudiComsat 1 und SaudiComsat 2 sollten den Grundstein für ein geplantes Netzwerk aus 24 Satelliten auf unterschiedlichen Bahnen bilden, die für einen Großteil der Welt kommerzielle „store and forward“ Kommunikationsdienste anbieten konnten. Ebenso wie der dritte Satellit, SaudiSat 2, waren die Satelliten am Space Research Institute der King Abdulaziz City for Science and Technology (KACST) entworfen und gebaut worden. SaudiSat 2 war als experimenteller Erderkundungssatellit konzipiert worden. Eine Videokamera sollte Erdaufnahmen mit einer Auflösung besser als 15 m liefern. Auch war eine präzise Bahnverfolgung mittels Laservermessung geplant. Die italienische Universität La Sapienza hingegen war mit dem Satelliten UniSat 3 an dem Mehrfachstart beteiligt. Das University Satellite Projekt diente der Erprobung von neuen und nicht speziell weltraumqualifizierten Komponenten. UniSat 3 war mit einem Magnetometer ausgerüstet und erprobte neuartige „triple-​junction“ Stapel-​Solarzellen mit extrem hohem Wirkungsgrad. Schließlich nutzte auch AMSAT-​NA die Gelegenheit, nach einigen Jahren Pause wieder einen Amateurfunksatelliten zu starten. Das Projekt trug den Namen AMSAT-​OSCAR E bzw. AMSAT-​Echo. Mit dem Bau des Satelliten war die Space Quest Ltd. beauftragt worden. Nach dem erfolgreichen Start erhielt der Satellit die offizielle Bezeichnung AMSAT-​OSCAR 51  (AO-​51). Eigentlich hätte noch ein weiterer Satellit mit der Dnepr-​1  fliegen sollen, der russische AKS 1. Der stammte vom 2002 gegründeten russischen Start-​up Aerospace Systems Ltd. (russ. ЗАО Авиакосмические Системы). Der Satellit sollte die Funktion eines „Sonnensegels“ bei Bahnänderungen demonstrieren. Zwar war er rechtzeitig zum Start nach Baikonur geliefert worden, wurde aber auf Betreiben des Herstellers aufgrund von Zweifeln an der Flugbereitschaft zurückgezogen. Startdienstleister Kosmotras gab die Zusage für einen Mitflug bei späterer Gelegenheit. Doch die hochfliegenden Pläne (einschließlich kommerzieller Flüge zum Mars!) materialisierten sich nicht. Auch von AKS 1 hörte man nie wieder etwas. 2007 wurde das Unternehmen liquidiert.