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Start von Astra 2G
Verladung von Astra 2G zum Transport nach Baikonur

Als letzter von vier Ende 2009 bei EADS Astrium bestellten Eurostar-​3000  Satelliten für SES-​Astra erreichte Astra 2G am 27.12.2014 von Baikonur aus den Orbit. Allein drei Satelliten waren zum Einsatz über 28,2° Ost vorgesehen, so auch Astra 2G. Dieser sollte die Kapazitäten auf der für SES-​Astra sehr wichtigen Orbitalposition um weitere 62 Ku-​Band und 4 Ka-​Band Transponder verstärken. Steuerbare regionale Spot-​Beams und eine pan-​europäische Sendekeule erlaubten einen vielfältigen Einsatz der DBS (Direct Broadcasting) Satelliten. Der Start von Astra 2G auf einer Phase III Proton-​M 8K82KM mit Bris-​M 14S43  Bugsierstufe war der erste ILS (International Launch Services) Start für einen westlichen Kunden nach dem Verlust einer baugleichen Rakete im Mai 2014 (und einer Oberstufen-​Anomalie im Oktober 2014). SES-​Astra, seit 1988 einer der treuesten Proton Kunden, war daher besonders ausführlich über die Ergebnisse der Unfalluntersuchung informiert worden und hatte schließlich sein volles Vertrauen in den zuletzt pannengeplagten Träger erklärt. Beinahe wäre Astra 2G aber doch noch gescheitert, wenn auch aus vollkommen anderen Gründen. Denn das AN-​124  Transportflugzeug mit dem Satelliten an Bord mußte auf dem Weg nach Baikonur eine Notlandung in Uljanowsk unternehmen. Nach der Reparatur des Flugzeugs konnte dieses den Flug aber fortsetzen und erreichte sicher das Ziel. Über neun Stunden nach dem Start von Baikonur setzte die Bris-​M den Satelliten auf der vorgesehenen Transferbahn aus, von wo aus er mit einer Serie von Triebwerkszündungen aus eigener Kraft bis zum 02.01.2015 den geostationären Orbit erreichte. Dennoch war der Start für einen Kunden von SES zu spät gekommen. Luxemburg hatte bei der ITU den Betrieb eines militärischen Satelliten GovSat auf 21,5° Ost angemeldet. Um den Anspruch auf die Nutzung dieser Position und die reservierten Frequenzen nicht zu verlieren, mußte aber bis zum 18.12.2014 der Sendebetrieb aufgenommen werden. Astra 2G hatte bis zur Aufnahme des regulären Sendebetriebs über 28,2° Ost vorübergehend diese Aufgabe übernehmen sollen. Entsprechend der ITU Regularien hätte ein dreimonatiger Betrieb ausgereicht. Nun hatte man stattdessen kurzfristig einen Vertrag über die Nutzung des 2001 gestarteten italienischen SICRAL (Sis­tema Ital­iano per Comu­ni­cazioni Ris­er­vate ed Allarmi) Satelliten geschlossen. Der verfügte, wenn überhaupt, aber nur noch über sehr beschränkte Treibstoffreserven. Inwieweit der längst auf einem inklinierten Orbit operierende Satellit tatsächlich auf 21,5° Ost verschoben wurde, konnte unabhängig nicht verifiziert werden. Denn seine Bahndaten unterlagen seit einigen Jahren der Geheimhaltung.